Die Beziehung aus der Sackgasse holen.
von Stefan Schmitt -
Ich kann Ihnen bei diesem Punkt das „Focusing“ ans Herz legen. Bei dieser Technik richten Sie die innere Aufmerksamkeit, wie einen Scheinwerfer, auf etwas, um heller, klarer und schärfer sehen zu können. Grundsätzlich ist beim lösen von Problemen zu beachten, dass Sie immer bei sich selber anfangen, nie bei den Anderen suchen. Jeder hat bei einem Problem einen Anteil, der nur ihn selbst betrifft, dort ist auf jeden Fall der Ansatzpunkt für Sie. Ein wichtiger Punkt ist das Zuhören.
Viele Menschen sind schon froh, wenn sie einen guten Zuhörer haben. Ich kann Ihnen dazu eine Geschichte erzählen, wie ich dazu kam, dass ich mich für die Menschen und die Wege, wie man verschiedene Probleme lösen kann, zu interessieren begann:
Einer der Auslöser, warum ich eben zu dieser Thematik kam: Eines Abends bei einem Ausflug in ein Landheim, welches ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen werde, schloss sich ein Mädchen im Zimmer ein und ließ niemanden mehr zu sich. Da kamen unverhofft die Lehrkräfte zu mir und sagten, dass sie nach mir verlange. Ich bin zu ihr gegangen und sie hat eine Stunde einfach nur geredet und ich habe ihr geduldig zugehört, wir haben noch sehr lange geredet, am nächsten Tag war alles wieder gut bei ihr.
Ich möchte nicht sagen, dass Zuhören das Allheilmittel ist, aber es ist erst einmal eine gute Grundlage, wie Sie an meinen Erfahrungen schon sehen können. Doch wenn das Problem nur vertieft wird statt gelöst, nützt es dem anderen gar nichts. Es ist vielmehr Ihre Aufgabe als Zuhörer, dem Redenden Zugang zu all den Fähigkeiten zu verschaffen, die ihm eine Lösung ermöglichen. Konzentrieren Sie sich bitte nicht zu sehr auf den Inhalt des Problems, sondern auf den gesamten Prozess.
Sobald Ihr Partner ein Problem schildert, achten Sie auf die Körperhaltung, signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie auch Zuhören möchten. Nicken Sie öfter einmal mit dem Kopf oder sagen Sie „ja, ich verstehe“. Lasse Sie den Anderen nicht endlos über Schwierigkeiten reden, sondern unterbrechen Sie ihn ruhig auch einmal. Ziel ist es, nicht im Problem zu versinken, sondern den inneren Prozess in eine andere Richtung zu steuern.
Achten Sie bei dem ganzen auch auf die Gefühle in Ihrem Bauch, Kopf, Gehirn, Körper und auf die Stimmung, die Sie spüren können. Fragen Sie auch ruhig Ihren Partner, wie es ihm dabei geht. Schaffen Sie sich auch immer Abstand und beginnen Sie dann mit Fragen, wie es sich anfühlen würde, wenn das Problem beseitigt sei, oder wozu das Problem, also die Aufgabe, gut sein kann, oder was überhaupt so schlimm an dem Problem ist.
Verhindern Sie vorschnelle Antworten, sondern achten Sie auch immer auf die Signale Ihres Körpers. Auch Ihr Gegenüber soll diese Zeit abwarten, nehmen Sie sich eine Minute zeit und achten mal ganz speziell auf Ihren Körper. Teilen Sie dann unbedingt eigene Reaktionen mit. Teilen Sie mit, wie Ihr Gesprächspartner auf Sie wirkt. Sie können auch ruhig Bilder nennen, wie zum Beispiel der Elefant im Porzellanladen, bitte aber immer freundlich und fair bleiben.
Das wichtigste bei solchen Prozessen ist sicherlich das Formulieren Ihrer Aussagen als Ich-Aussagen! Werten und interpretieren Sie nicht. Aussagen, mit DU sind absolut tabu, also nicht sagen: „Du bist nur falsch!“ denn Ihr Partner wird sich nur angegriffen fühlen und in die Abwehrhaltung gehen, das hilft niemandem weiter. Machen Sie auch klar, dass Ihre Aussagen rein subjektiv sind. Ihm soll klar werden, dass er Ihre Aussagen nicht annehmen muss.
Nun habe ich sehr viel Theorie genannt und Vorinfos, aber ich möchte Ihnen auch eine ganz gute Technik verraten, die Sie anwenden können:
In einer Partnerschaft gibt es ja auch oft Probleme, bitte reden Sie sehr viel, denn reden ist A und O. Nicht nur über die großen Dinge des Lebens, sondern auch über die kleinen! Das ist ganz, ganz wichtig. Sie können nicht davon ausgehen, dass der Partner alles riechen kann, was Sie so fühlen und denken, das ist nicht möglich, denn Sie sind ja kein gläserner Mensch und das ist auch gut so. Also in allen Lebensbereichen, ob alltägliches Leben, sexuelle Wünsche oder Freizeitaktivitäten, reden Sie miteinander.
Und wenn es einmal scheint, dass Sie gar nicht mehr weiterwissen, dann kann ich Ihnen folgenden Tipp mit auf den Weg geben: Setzten Sie sich mit Ihrem Partner an einen Tisch und nehmen Sie auch einen Würfel mit an Ihren Platz. Dann ziehen Sie Ihren Ehering oder Freundschaftsring aus, legen ihn auf den Tisch und sagen: „Du Schatz, wir hatten in letzter Zeit sehr viel Probleme, hier lege ich meinen Ring auf den Tisch, wir sind nun getrennte Leute.“
Ihr Partner wird jetzt erst mal schlucken und verdutzt sein, doch dann sagen Sie ihm weiter: „Schatz, wir sind nicht für immer getrennt, nur jetzt für eine Stunde. Bitte ziehe auch den Ehering aus, denn ich möchte mit Dir ganz unvoreingenommen reden. Ohne unter irgendeinem Zwang.“
Dann erklären Sie, was der Würfel bedeutet, dieser Schritt mit dem Würfel ist ganz wichtig, Sie sollten ihn auf jeden Fall einhalten, damit es in dieser Hinsicht auch keine Unstimmigkeiten gibt: Sie würfeln beide und derjenige, mit der höheren Zahl, darf anfangen mit dem Reden. Wichtig ist nur, dass jeder den anderen ausreden lässt und niemand dem anderen ins Wort fällt.
Jeder sollte nun sagen, was ihn an der Partnerschaft gefällt und was nicht und wie er sich selber ändern will, denn es gibt eine Devise: „Man kann den anderen nicht ändern, sondern nur sich selbst.“
Ganz wichtig ist auch, zu sagen, was man selbst dafür tun möchte, dass die Partnerschaft in Zukunft wieder harmonischer wird. Wenn Sie ganz genau wissen, dass dies ganze in Chaos ausartet, dann nehmen Sie eine dritte, unabhängige Person bitte mit ins Gespräch, die aber nur Schietsrichter ist und darauf achtet, dass die Regeln eingehalten werden und das nicht unter die Gürtellinie gegangen wird, und die aber nicht werten darf.
Wenn das auch nicht erfolgsverheißend erscheint, dann gehen Sie bitte zu einem Paartherapeuten, der Ihnen professionell weiterhelfen kann. Wenn Sie das Gespräch mit der oben genannten Methode erfolgreich abgeschlossen haben und auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind, dann feiern Sie zweite Hochzeit. Gehen Sie an einen schönen Platz und stecken Sie sich die Ringe an oder in eine schöne Kapelle. Und wenn Sie Lust haben, dann gehen Sie auch nochmals auf eine Hochzeitsreise!
Herzlichst
Stefan Schmitt
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