Körperliche, psychische und spirituelle Freiheit - für eine glückliche Gemeinschaft
von Satyam S. Kathrein
Freiheit, die wir in den westlich geprägten Staaten dieser Erde als selbstverständlich erachten, zeigt bei genauer Betrachtung erhebliche Mängel, gemessen an dem Wertemaßstab unserer Einsicht.
Gegenüber anders konditionierten Ländern hängen wir beachtlich selbstzufrieden die Messlatte in die Höhe. Auch wenn evolutionär auf technischem Gebiet in den letzten zwei Jahrhunderten Sensationelles in Bewegung kam, sollten wir bei aller Überheblichkeit den Blick vor der eigenen Haustür nicht abwenden, sondern eher schärfen und im Hinterhof die Begrenzung der Großzügigkeit auf allen Ebenen des menschlichen Miteinanders wahrnehmen.
Im Namen von Liebe, Freiheit und Religion begeht die Menschheit überall auf der Welt Dinge, die alles andere zeigen als eine liberale und zivilisierte Gesellschaft! Und großspurige Politiker lassen global eine wirkliche Reife vermissen, die imstande wäre, den kreativen Prozess anzustoßen, damit Freiheit und Wohlstand für alle wahrhaft großgeschrieben werden.
Weder ist die Gleichstellung von Mann und Frau weltweit vollzogen noch sind Sklavenmärkte vollkommen abgeschafft. Ob Arbeiter in der Dritten Welt, die für einen Hungerlohn den reichen Ländern immensen Profit einfahren, oder die sexuelle Ausbeutung von Frauen aus dem Osten, die mit Mafiamethoden in ihrer Heimat entführt und hierzulande gewaltsam in die Prostitution gezwungen werden. Oder die vielen Sextouristen, die ungeniert ein moralisches Doppelleben fuhren und darüber hinaus mit ihrer Unverantwortlichkeit tödliche Krankheiten verbreiten.
Es ist eine Frage des Bewusstseins und des Wissens um die Funktionsweise der Seelenentwicklung und damit die Evolution des Kollektivs Mensch. Doch die herrschenden Modelle für ein friedliches und liebevolles Zusammenleben in Freiheit versagen auf breiter Front. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo jeder Einzelne aufgerufen ist, mit neuen Experimenten tragfähigeres Handeln im Sinne der Freiheit und Liebe in der Welt zu materialisieren. Kleinkariertes, Hauptsache, ich komme sicher durchs Leben und erzeuge Frau, Kinder, Schiff, Haus, Auto, Geliebte etc., gehört
altem egomanischem Verhalten an und duftet immer nach unaufgeräumter Lebensthematik.
Der evolutionäre Strom dagegen, der Lebensfluss, fließt ständig hin zur Meisterschaft der Seele. Und auf diesem Weg fließt der gereinigte und erlöste Mensch genauso hin zu liebevollen Freunden, Frau, Mann, Kind, der Berufung oder einer wunderbaren Unterkunft, eben rundherum stimmig und im Einklang mit der Schöpfung.
Wenn wir uns also gegenseitig körperlich nicht in Ketten legen und ohne psychische Sklaverei, die vom Großteil der Erdenbürger immer noch einfach hingenommen wird, den Transformationsweg beschreiten, gelingt das Unterfangen. Der Hauptpunkt der psychischen Abhängigkeit sind die jeweils
vorherrschenden Prägungen, auf der einen Seite das Erziehungssystem und auf der anderen Seite die diversen religiösen Gepflogenheiten weltweit. Die psychische Freiheit blockiert von Konditionierungen, die gewissen Teilen der Bevölkerung großen Nutzen bringt.
Es ist überall dasselbe, die Unterdrückung eines religiös oder politisch verblendeten, an die Grenzen des Erträglichen gelangten Systems hält seine Anhänger oder Verweigerer gleichermaßen gefangen
in Gesetzen, gegen die man sich nicht auflehnen darf. Und dabei sind die Führungsschichten im Hinterstübchen ihrer eigenen Doppelmoral verfangen. Bis in die untersten Gesellschaftsschichten gilt
die eher traditionelle Hierarchie der Oberschicht. Die Strukturen reichen bis in die Familien, und alle Schulungsinstrumente sind dem untergeordnet. Damit hat man über Generationen die Instrumente
der Freiheit oder Unfreiheit in der Hand und braucht keinen Millimeter zu weichen, benutzt die »Untertanen« für das eigene Wohl, windet sich so aus den eigenen inneren Ängsten, wiegt sich damit in Sicherheit.
Machthaber missbrauchen die Kraft, die ihnen übertragen wurde oder die sie sich geholt haben. Das sind die Bremser der Evolution. Haben Angst vor der Aufgabe ihrer Privilegien. Meinen, es gehe ihnen dann vielleicht genauso schlecht wie dem Großteil ihrer Untertanen. Wie in Sandförmchen gepresst, dürfen diese höchstens ihre kleine verordnete Scheinfreiheit erleben. Doch das ist gar keine Freiheit, sondern ein Gehaltenwerden, ein angepasstes Leben im vorgefertigten Geschirr ihrer Führerschaft.
Religiös begründete Knechtschaft wird geschickt in den Kaderschmieden der diversen Glaubensbekenntnisse eingehämmert, die Gläubigen auf Kurs gebracht. Wer da rauskommt, kann kaum noch selbstständig denken und hat so gut wie keine Kritikfähigkeit mehr, um die tatsächliche Realität des Mysteriums Leben wahrzunehmen. So wie damals zur Zeit der großen Kreuzzüge müssen heute die Menschen nicht weniger leiden dank der Verblendungen im Namen des Herrn. Auch im sogenannten aufgeklärten Westen finden wir überall noch die Spuren damaliger Unterjochungspraktiken. Missionare brachten und bringen den religiösen Größenwahn in alle Welt. Doch in altbackenen Machtzentralen findet kaum Erneuerung statt.
Die Menschheit braucht aber unkonventionelle Ideen und meisterliche Impulse für die Bewältigung der anstehenden Probleme. Wir sind in der Evolutionsgeschichte an einem Punkt angekommen, wo wir das einsehen müssen. Räumen wir freiwillig festgefahrene Konzepte weg, damit das Wachstum der Menschheit nicht weiterhin unnötig stillsteht. Wir benötigen in der Gesellschaft auf allen Ebenen innovative Ansätze, um in den Zielbereich der Evolution zu gelangen.
Mit diesem Entschluss müssten freilich alle bereit sein, ihren Spiegel der Lebensthemenbewältigung aufzupolieren, um in der Selbsterkennung die Fehltritte als Politiker, Priester, Wirtschaftsbosse, Partner, Eltern, Freunde und Kollegen wahrzunehmen! Dabei genügt es nicht, keine Kriege mehr zu fuhren, weil wir seit den Tagen und dem Ergebnis des Zweiten Weltkrieges darauf hingewiesen wurden, dass man so nicht mit Menschen umgeht. Erst weitere Einsichten in den Umgang miteinander und in die Mysterien des Lebens bringen die nötige Umwandlungsenergie in die Gesellschaft.
Vor allem würde es jedem Einzelnen damit viel besser oder erst richtig gutgehen. Die Erdenbürger entfalten dadurch wesentlich freier ihre volle Liebe und Nächstenliebe. Automatisch hören menschenunwürdige Verhältnisse langsam auf, von den weltweiten Arbeitsbedingungen gar nicht zu reden. Erst das Wissen um den Sinn des Lebens führt automatisch in eine Neuordnung des Lebenssinns. Die Fortsetzung der Struktur alter Unterdrückungen oder neue Errungenschaften ähnlicher Art führt hingegen zu einer ständig wachsenden Eigendynamik, zu einem noch unwürdigeren Seelendasein mit immer schlimmeren Konsequenzen, dem globalen Ego-Crash!
Leben ist Wandlung, Veränderung, evolutionäre Umorientierung! Etwas Neues entsteht nur in dieser Richtung. Dergleichen funktioniert und funktionierte die Weiterentwicklung immer schon. Umso früher wir mit Tragfähigerem im Sinne der Evolution experimentieren, desto eher werden wir auch dessen Erfolge ernten!
Die Ideologien völlig überholter Lebensmuster dagegen halten die Betreffenden auf einer eher mittelalterlich evolutionären Bewusstseinsstufe oder nur knapp darüber. Diese weltanschaulichen Konzeptionen, ob religiöser, politischer oder sozialer Natur, haben erwiesenermaßen nicht dorthin geführt, dass es allen gutgeht und wir ganz entspannt nach den neuesten Offenbarungen die jeweils
anliegenden Lebensthemen erlösen können. Damit bleibt in großen Teilen der Welt der Lebens- und Bewusstseinsstandard auf absolut geringem Niveau eingefroren.
Aufgeklärte Erdenbürger haben nun die Pflicht, in höchste Bewusstseinsstandards aufzusteigen und als leuchtende Beispiele die Dunkelheit des Unbewussten aufzuhellen. Dabei steht die Erziehung der Kinder im Vordergrund. Wenn wir den Nachwuchs rund um den Globus mit den höchsten Bewusstseinsstandards in die Selbstständigkeit geleiten, ernten wir sofort, innerhalb einer einzigen neuen Generation, den ersehnten Erfolg.
Was wir in erster Linie an die Kinder weitergeben, ist geboren aus dem vor Angst schlotternden Kniefall vor dem weithin sichtbaren Standbild des einverleibten Sicherheitsdenkens alter Überzeugungen oder traumabedingter ungesunder Prägung. Anstatt alles zu hinterfragen, gibt man lieber die kranken Auswüchse veralteter und überholter Überlieferungen an die Nachfahren weiter, zwingt in Abhängigkeiten. Und wir nehmen das, was Politiker und Religionsoberhäupter aus ihrer eigenen unerlösten Lebensthematik heraus unserem Wissensdurst entgegen schleudern, oft als bare Münze. Alte Obrigkeitshörigkeit der letzten Jahrhunderte steckt uns noch in Knochen und Genen. Aber die größte Hürde ist nach wie vor die Unwissenheit über den Wachstumsweg der Seele, die Wissenschaft vom inneren Bewusstsein.
Wir können uns erst dann als zivilisierte Gesellschaft fühlen, wenn unsere Kinder, unsere Hoffnung für die Zukunft, in die materielle, physische, psychische und spirituelle Freiheit entlassen werden, wir
ihnen keine Dinge mehr eintrichtern, von denen wir nichts wissen, verstehen oder trotz besseren Wissens, der Bequemlichkeit halber, einfach so tun, als ob es das Falsche nicht gibt oder schon alles seine Richtigkeit hat. Vielleicht sogar nach dem guten alten Motto »Das hat noch keinem geschadet«.
Heute gewährt man als fortschrittliche Seele, infolge der Gegenbewegung der antiautoritären Erziehung seit den 1970erJahren und deren unvorteilhaften Ergebnisse, der gesunden Mitte, einer möglichst bewussten und realitätsgetreuen Erziehung, den Vortritt.
Kinder werden dadurch zukünftig mehr dazu aufgerufen, selbst der Wahrheit hinterherzuforschen. Das macht sie wacher und degradiert sie nicht zu reinen Befehlsempfängern oder tyrannischen Zerstörern. Die Jugend entdeckt die Realität und erweckt damit die Intelligenz der Freiheit, die Intelligenz des eigenen Herzens.
Wenn man Kinder nicht an die Kette legt, bleiben sie empfänglich und wach, jederzeit mit klaren Augen bereit, die Realität des Erdendaseins auszuloten. Damit sind sie psychisch frei für die Ex-kursionen ihrer Lebensthemen. Das Schöne daran ist, dass Kinder auf diese Weise automatisch die Übernahme von Verantwortung für ihre Handlungsweisen lernen. Sie sind ja nicht mehr an die rebellischen Gegenwinde gebunden. Damit findet jeder ganz einfach heraus, was für ihn richtig ist. Und auf gar keinen Fall entsteht aus dieser Freiheit Anarchie und Chaos, im Gegenteil, endlich verschwinden gewaltsame Übergriffe, sexueller Missbrauch, Kriminalität, Krieg, Armut und sogar die Zerstörung der Umwelt findet ein Ende.
Bewusst sein heißt der neue Taktstock! In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, was Friedrich Nietzsche uns als Weisheit hinterlassen hat: die Geschichte vom Kamel, dem Löwen und dem Weisen, eine Fabel, die das menschliche Verhalten verdeutlicht. Ein Kamel ist nach Nietzsche einem nicht verwandelten Schmetterling gleich, der nicht in die höheren Ebenen aufsteigt. Der Sicherheits-und Wohlfühlfaktor hat hier Vorzug.
Geduldig und genügsam zieht es in der »kargen Wüste« seine festen Bahnen. Links und rechts vom Pfad interessiert ihn nichts. Zufrieden in der Herde und selbstzufrieden dank der ohnmächtigen Scheuklappenmentalität, hält es vieles aus. Es ist feige, aber standfest. Und es bewegt sich gerne wie
geheißen. Redet nach der Mehrheit, ist eher konservativ, traditionsverbunden, bloß keine tiefgreifenden Veränderungen! Ein Herdentier,das die Farbe grau bis gräulich für sich beansprucht. Der Rest der Farbpalette interessiert überhaupt nicht. Abenteuerlust ist ihm ein Fremdwort. An der bunten Vielfalt des Lebens zieht es seelenruhig vorüber.
Es ist vergangenheitsorientiert, aber feinfühlige Schlüsse kann es daraus nicht ziehen. Entscheidungen werden in Orientierung nach der großen Masse getroffen. Ein Nein kommt niemals in Frage, ist gänzlich unbekannt. Dabei wirkt es allerdings eher kraftlos, es brabbelt das Wort Ja einfach den anderen nach. Ein Kamel versteht oft gar nicht, worum es geht, da es nicht mit seinem Bewusstsein bei der Sache ist, sondern sich lediglich am Hinterteil des Vordermanns orientiert. Glaubt alles, was ihm gesagt wird, und nimmt jederzeit gehorsam die Richtlinien und Richtungsweise von oben an.
Ein Bewusstseinsstadium ohne das wahre Sein des klaren und deutlichen Selbst, ja sogar ohne tätigen Verstand. Getrieben nur vom Überleben im Schoß der Sicherheit. Das Tor des Nein ist noch nicht geboren. Aufbäumung, Selbstfindung und Rebellion gehören zum Baum der Erkenntnis, doch dieser wächst erst auf der nächsten. Bewusstseinsstufe, wenn der gewählte Weg von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit mündet, in die Loslösung vom blinden Hinterherlaufen und dem Autoritätsglauben an die prägenden Instanzen Eltern, Kirche, Staat.
Das rumorende Selbst des Menschen wird langsam wichtiger als das Umfeld, das Geschöpf entwickelt sich zum Einzelgänger in Reinkultur, dem brüllenden Löwen! Jedoch relativ selten gelingt der Quantensprung auf Anhieb. Einem zähen Kaugummi gleich, zieht die alte Kamelmasse den »Ausbrecher« gerne zurück ins wärmende Nest der Verantwortungslosigkeit.
Dem einen Prozent Aufmüpfigkeit versagt dementsprechend leicht die Kraft unter der spannungsgeladenen Stimmung der restlichen Herde. Plötzlich und unerwartet dann doch der Wachstumsschub. Schluss mit dem angepassten Dasein, jetzt brüllt der Mutige sein Nein in den Äther. Endlich der Durchbruch, die Explosion, die Rebellion gegen eine engstirnige Kamelexistenz! Man kennt dies ebenso als Phase bei Kindern, wenn man verwundert feststellt, dass das Kind plötzlich alles ablehnt. Dort gehört es zur beginnenden Selbstfindung, hat allerdings auch seine Grenzen, wenn das Kind lernt, seinen Platz in der Gemeinschaft einzunehmen.
Irgendwann kommt die Zeit, in der es in erster Linie von der Mutter, aber ebenso vom Vater etwas abrückt, um Schritt für Schritt mehr an der Welt teilzunehmen. Achtsam, aber eindeutig ziehen die bewussten Begleiter bei der Jugend gesunde Grenzen.
Das Kamel muss sich in den Löwen verwandeln, um die Authentizität der eigenen inneren Quelle kennenzulernen, damit aus der dort vorhandenen Mitte gesunde Entscheidungen aufsteigen. Mit der Verpflichtung gegenüber dem tiefliegenden Potenzial seiner Lebensreise, den Ecken und Kanten der Lebensthemen, gelten ab sofort neue Wertemaßstäbe.
Doch das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Weiter geht es in die Transformation der Lebensthemen, bis in die höchste Etage des wahren Seins, das Stadium des Weisen, die letztendliche
Meisterschaft. Seit Menschengedenken heißt es bei den alten Wahrheitsexperten öfters deckungsgleich: »Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, tretet ihr nicht ein in das Himmelreichl« So geht es auch unserem Kamel in der Geschichte. Über den das Alleinsein lernenden Löwen entwickelt es sich während seiner hoffentlich glückenden Quantensprünge in das höchste Wachstumsprodukt, den bewussten Weisen, der in kindlicher Fröhlichkeit sein Leben genießt. Der Löwe brüllt, wehrt sich vehement gegen die alten Zügel des Kamels, setzt sich durch, wird zum rebellischen Einzelgänger. Lange Zeiteinheiten der Einsamkeit vergehen und dann ist es auf einmal doch so weit, geschafft, Stille.
Das All-Eins-Sein stellt sich ein, nach einer für jeden Glücksanwärter individuellen Zeitdauer des einsamen Pilgerns ist man bereit für einen weiteren Quantensprung, in ein nächstes Ziel, die höchste Bewusstseinsklasse - die Buddha- Natur. Das bedeutet allerdings, dass der Erdenbürger von diesem
Moment an sich von seiner Lebensthemenprägung vollständig lösen muss. Er findet zurück oder besser voran in eine kindliche Unschuld, doch voll der Weisheit. Die letzte Trotzburg, das innere Tabernakel seiner schmerzvollen Traumatisierungen und erduldeten Lieblosigkeiten, legt er jetzt endgültig ab. Das ist ein unabdingbarer Teil des Transformationsschritts, er muss diesen nunmehr unsinnigen »Tresor« des Leids, der innigsten Identifikation, aus seinem Inneren entfernen. Sollte davon auch nur ein allerkleinster Rest übrig bleiben, erwächst daraus in Kürze ein weiteres Gebilde der Verweigerung von Freiheit, Frieden, Glück und Liebe.
Auch die Wut der alten Wunden ist damit endgültig verraucht, zündet nicht mehr, gilt als erfahren und entlüftet. Lediglich die unbedeutenden Restschatten einer Sonne im Zenit benutzt der Weise als Erinnerung, es sind sozusagen die Orden seines heiligen Kreuzweges, allerdings ohne jegliche nachträglich schädliche Wirkung, mit heller Strahlkraft zeugen sie von hoher Transformationsfähigkeit.
Falls hier die Alarmglocken einmal schrillen, benutzt er sie als Wegweiser zu weiterer Erlösung. Seine Achtsamkeit gilt nun dem vergreisten zahnlosen Schatten des Kamels und der Angst des Löwen vor den alten Monstern, dass sie ihn noch heimsuchen könnten. Diese an sich energielosen Geister machen vor nichts Halt, das ist das Gefährliche. Bei Wachstumssprüngen ist es unabdingbar, das Erreichte immer wieder bewusst zu beobachten oder den bewussten Zeugen gegebenenfalls neu zu installieren, andernfalls droht der Absturz des Phoenix.
Der Bewusstseinssucher muss genau jetzt seine wichtigste Transformationsarbeit erledigen, sonst bleibt er ein Psychokiller in spe. Er muss sich, wann immer die alten Impulse im Inneren aufsteigen, sofort fragen, was sich da in ihm tut. Und vor allem: Wie will ich, meinem wahren Sein gerecht, wirklich handeln? Dann darf lediglich der Wahrheit, der einzigen wirklichen Realität, entsprochen werden, dem wahren Sein! Wer jetzt also nicht sofort über hundert Prozent Bewusstseins- und Transformationskraft dort freisetzt oder einsetzt, wird automatisch, egal wie viel Erlösungsarbeit bis dahin geleistet wurde, in niedrigere Evolutionsebenen zurücksacken.
Das ist dann sein eigener Verdienst der Bewusstlosigkeit. Doch sogar den wenigen, die vorbildliche Entwicklung leisten, drängen sich nach dem Sprung über ihre Transformationshürden noch Bilder, Sätze, Emotionen, Reste der niederen Gesellen, vor das innere Auge. Damit sind sie bereits in der Vorbereitung zum nächsten Quantensprung, dem Motto »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel« folgend.
Auch diese Dinge müssen lebensthemengemäß eingeordnet werden und decken desgleichen alte Mechanismen auf. Ab sofort lässt man mutig und frei die Transformationspferde galoppieren. Das Entrümpeln von jeglichem weiteren Nonsens wird fortgesetzt. Leider wehren sich diese Instanzen wiederum vor der Aufdeckung, lösen nicht selten sogar auf der Körperebene Schüttelfrost und Ähnliches aus, setzen Fluchtimpulse. Wollen weiterhin lieber im Hintergrund unentdeckt ihr Eigenleben führen, die heimliche Führung innehaben, fühlen sich wohl, sicher und geborgen da unten im Keller, im Schattenreich.
Sind dabei aber jederzeit bereit, das Gebilde Mensch mit der vom wahren Sein geraubten Energie machtvoll für eigene Interessen einzuspannen. Das Pech dabei ist die immens starke Identifikation des Menschen mit dieser Ego-Ebene. Wir meinen fälschlicherweise, dass wir letzten Endes genau dieser Teil unseres Wesens sind. Doch weit gefehlt, und zwar mit niederschmetternder Konsequenz.
Hier liegt die Krux begraben. Verständlich, aber einfach nicht wahr. Indem wir uns mit dieser Blase des Schmerzes, des Makels und der Schuld eins fühlen, bestimmen wir unseren Alltag voll der Traurigkeit und des Nichtgelingens von Liebe und Glück. Wir haben es ja nicht verdient, redet diese Instanz uns verstandesmäßig ein. Man ist aufgrund des Makels und der Schuld grundsätzlich ein schlechter Zeitgenosse, folgt als weiterer Gedanke. Oder es wird suggeriert, dass ja alles bestens vorangeht, und mit einer gewissen Schöpferkraft entsteht auf der Lebensbühne tatsächlich so etwas wie eine Alias-Ebene. Es schaut aus wie ein Gelingen der tiefsten Wünsche, ist aber nur deren Abklatsch, eine goldene Käfighaltung.
Wirklich wichtige Transformationserfahrungen können dort nicht stattfinden. Es geht weiter auf der Schiene des Ersatzlebens im alten Sicherheitskokon. Wie ein Fremdkörper im eigenen Korpus betreibt dieses Kunstgebilde den Chefratgeber bei allen wichtigen Fragen der Veränderung. Transformation wird mit den Kumpanen der Abwehr und dem Tyrannen lediglich in Gedanken positiv abgehandelt, doch wenn die integrierte Handlung ansteht, schaltet die Bewegungsampel umgehend auf Rot. Damit sind alle Veränderungskräfte von jeglicher Energie abgeschaltet. Und so fällt man unnötig ein weiteres Mal zurück in die Angstblase, den Kokon der Einsamkeit, abgeschnitten von jeglicher Realität, und füttert mit dieser »freiwilligen« Handlung wiederum die irreale innere Kunstfigur.
Warum nicht das Leben genießen ohne den künstlichen Quatsch, warum dieses unerbittliche Festhalten? Weil wir tief drinnen das Gefühl haben, uns gegen Gott zu versündigen! So muss es wohl sein, weil sich ja alles, wie man sieht, gegen einen verschworen hat.
Auch in den Quantensprung-Seminaren kommt es nicht selten vor, dass Teilnehmer versuchen, diese Etage vor dem therapeutischen Handanlegen zu verstecken, vor dem Zugriff der Realität zu schützen. Der eigentliche Fremdkörper versteht sich als letzte Bastion und warnt vor der Gefahr der totalen Auslöschung des gewohnten Ich. Deshalb diese machtvolle Abwehr vor dem Aufbruch ins Glück, es wird der Tod der Seele vorgegaukelt, doch sterben oder hinausbefördert werden muss gerade dieser scheinheilige Bruder.
Erst dieser eindeutige Akt garantiert ein Erleben dessen, was einem wirklich wichtig ist. Es sei noch einmal daran erinnert, dass der Mensch in der Pflicht seiner Lebensthemen steht, und dazu gehören eben auch die Entdeckung der Tatsache gewisser Themen und das Überspringen dazugehöriger Wachstumshürden. Mit aller Macht muss also für Klarheit gesorgt werden und nur mit einem stählernen Willen kann der eindeutige Durchbruch gelingen. Diese Auseinandersetzung lässt sich keinesfalls vermeiden.
Alle, die vom Kamel aufbrachen, um über die Etappe des Löwen in die höchste Bewusstseinsklasse aufzusteigen, können ihre eigene Geschichte dieser Instanz des Drachentötens erzählen. Ohne Beseitigung dieser Scheinexistenz bleiben die höheren Bewusstseinstore ewig verschlossen. Doch die Evolution verlangt nach ihrem Recht, und die Lebensthemen der Evolutionsspirale wählt jede Seele schließlich selbst, trägt damit die letztendliche Verantwortung und kann nun diese Hürden nicht aussparen, ohne den Sprung keine Bewusstseinsfreiheit gewinnen.
Kamel, Löwe und jetzt die kindliche Weisheit, das sind die Quantensprünge einer erwachenden Seele. Keinerlei Gängelung wird vom Löwen akzeptiert, gegen jegliche Autorität steigt er auf die Barrikaden. Der Rebell entdeckt sein inneres Seelenlicht, weiß jetzt um den authentischen Platz seiner Quelle. Genau dort entsteht, mit der Schöpferkraft eines Gottes, die Kreativität für das Potenzial der Lebensthementransformation und die Visionen eines erwachenden Bewusstseins. Dankbar und frei von jeglicher Vergangenheit, ohne Zorn und Wut auf Demütigungen, Traumatisierungen, Schmerzen und Entbehrungen, streift er sodann eine weitere eng gewordene Hülle ab: Ihm ist jetzt bewusst, alles musste so stattfinden, um das Seelensein der meisterlichen Höhe anzunähern.
Die aufblühende unschuldige Liebe zeugt davon, verströmt ihren Duft ins Hier und Jetzt der Gegenwart, bis weit in die Geschehnisse der Vergangenheit, in die Untiefen vergangener Inkarnationen und in die exzellenten Weiten des Abenteuers Zukunft.
Körperliche Freiheit - psychische Freiheit - spirituelle Freiheit: die drei großen F für eine glückliche Gemeinschaft/Gesellschaft lassen sich erst voll und ganz verwirklichen, wenn jeder Einzelne seine individuelle Transformationsreise vom Kamel über den Löwen bis zum meisterlichen Sein verantwortungsvoll gestaltet.
Erst ein kollektives Erwachen in die Realität erübrigt ferner den harten Griff zahlloser strenger Gesetze, ob moralisch oder politisch und sogar religiös gesehen, sind diese künstlichen Richtlinien geradezu überflüssig. Mit schwereloser Leichtigkeit verbreitet sich überall eine nie gekannte Stimmigkeit von authentischem Handeln, man tut einfach das Richtige. Synergie und Liebe verbinden die Menschen und egal welcher Tätigkeit der Einzelne nachgeht, sein hohes Bewusstsein zeichnet ihn als Alphatier aus.
Der Ehrenkodex eines hohen Wertemaßstabs wird direkt im Lebensfluss erlebt. Keine Anstrengungen sind nötig, um ein guter Mensch zu sein. Einfach so, weil die Menschen Spaß miteinander haben, vermögen sie es, miteinander zu feiern und sich fröhlich aufeinander einzulassen.
Die Welt der Zukunft wird mit wenigen Richtlinien auskommen, der bewusste Zeitgenosse hat immer auch das Wohl des Nächsten im Visier, kann und will nicht aus purem Eigennutz und auf Kosten seiner Mitmenschen eine Extrawurst braten.
Ihr Satyam S. Kathrein