Führungsbewusstsein.
von Sara Marija Hardenberg -
Eine weitere Ebene, die sich aus dem Liebesbewusstsein und dem Erziehungsbewusstsein entwickelt, ist das Führungsbewusstsein.
Führungsbewusstsein ist immer dann gefordert, wenn man innerhalb seiner beruflichen Tätigkeit in Kompetenz und Verantwortung für seinen Bereich tritt bzw. treten muss. Dabei ist unerheblich, ob man einen Beruf ausübt mit klassischen Führungsattributen, wie Manager, Firmenchef, Abteilungsleiter, oder einen ähnlichen Beruf.
Unabhängig vom Berufsbild kann ein jeder, der sich über seine Aufgaben klar ist, innerhalb dieser Aufgaben handeln. Und sich darin persönlich weiterentwickeln. Eine Ladenbesitzerin oder Selbständige Kleinstgewerbetreibende hat vielleicht niemanden, den sie führt, im Sinne eines Mitarbeiters, oder Angestellten. Sie übernimmt jedoch ganz eindeutig Führung in ihrem Bereich. Das heißt, sie tritt in ihrem Wirkungsfeld in die geforderten Qualitäten, die für ihre Ausübung notwendig sind. Sie tritt in ihre Kompetenz.
Zumindest fordert es die Haltung, die man einnimmt, sobald man in Kontakt mit dem Führungsbewusstsein tritt.
Menschen in sozialen, oder anderen Berufen führen eventuell auch keine Untergebenen. Sie führen aber sehr wohl andere Menschen. Nämlich diejenigen, für die sie tätig werden. Die Sprache der Arbeitswelt ist „unbewusst“ diesem Bewusstsein schon auf der Spur. Sozialarbeiter führen die sozial Schwachen, Therapeuten führen ihre Klienten und Ladenbesitzer führen den Laden. Und ein Verkäufer führt ein Verkaufsgespräch. Es deutet sich an, dass dieses Führen nicht unbedingt etwas damit zu tun hat, dass man Menschen leitet, anleitet, ja eben vordergründig in eine Richtung führt.
Das Führungsbewusstsein umfasst viel mehr als das. Es ist vor allem das Bewusstsein über eine innere Selbstführung, die einen veranlasst, in seinem Bereich ganz klar wirken zu können. Diese Führung verlangt einem jedoch auch die innere Übereinkunft ab, voll und ganz „da“ zu sein. Für das jeweilige Arbeitsfeld, was man beackern will. Und das heißt, man besitzt die Fähigkeit, ganz klar zu trennen zwischen seiner Arbeit und seinen persönlichen, besser gesagt, privaten Belangen.
Oder wie man im Volksmund sagt: „Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps.“ Oft hört man in Bezug auf Arbeit Sprüche wie: „Herr Mustermann, es mag sein, dass es Ihnen momentan nicht so gut geht, aber Sie wissen ja, Ihr Privatleben geben Sie bitte an der Eingangshalle ab.“
Diese Arbeitseinstellung mag auf den ersten Blick herzlos klingen. Aber im Grunde kann zum Beispiel eine Ladenbesitzerin dasselbe Prinzip für sich in Besitz nehmen. In dem Moment, wo sie ihren Laden aufschließt, ist sie für die Menschen da und füllt ihre Funktion aus, als Anbieterin von Waren und Dienstleistungen. Und sie lässt den privaten Anteil draußen, der gestern noch zu spät feiern war und jetzt Ruhe und abgedunkelte Fenster verlangt.
Das Beispiel einer Ladenbesitzerin verdeutlicht ganz gut den Umfang des Führungsbewusstseins. Eben wurde schon in Ansätzen klar, dass die Besitzerin eines solchen Ladens alleine schon begrifflich ihren Laden „führt“. Was jedoch gehört eigentlich alles dazu, einen Laden zu führen, im Sinne des Führungsbewusstseins?
Zunächst ist der Besitzerin nicht erst gestern eingefallen, dass sie ja einen Laden haben könnte. Und ihr ist auch nicht zwischen zwei Bissen ins Frühstücksbrötchen die Idee gekommen, warum sie ausgerechnet diesen Shop für jene Produkte anbieten will. In ihrem Fall einen Laden für Geschenke, Dekoration und Wohnungseinrichtung. Gemeint damit ist, als erstes kommt die Intention, die Absicht, das Ziel ins Spiel. Und dies ist ganz wesentlich, um das Führungsbewusstsein begreifen und annehmen zu können.
Im Liebesbewusstsein spielt der erhabenste Gedanke eine wesentliche Rolle. Dieser mit der eigenen Seele in Einklang stehende Grundgedanke ist eine Handlungsmotivation. Er kann beeinflussen, wie man mit dem eigenen Leben und seinen Herausforderungen umgeht. Hat man einen erhabensten Gedanken als Orientierungshilfe und geistige Richtschnur, kann man in vielen Fällen unbeirrt, mit sich selbst, in seiner Spur bleiben, auch wenn einen Konflikte und vor allem die eigenen Unzulänglichkeiten behelligen. Mängel und Egostrukturen bringen einen vom Weg ab und ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie ziehen Energie.
Auf das Beispiel der Ladenbesitzerin gemünzt könnte man sagen, dass eine Ladeneröffnung ohne erhabenen Gedanken sich auf Dauer schwierig gestalten würde.
Wenn also diese Frau einen Shop aufmachen will, weil sie das ganz schick findet, sie eigentlich schon immer so etwas machen wollte und jetzt gerade die Gelegenheit dazu gut ist. Dann kann sie das machen, aber dann hat das Unterfangen wenig Substanz.
Ganz anders verhält es sich, wenn sie in sich selbst spüren würde, dass sie das Thema unglaublich begeistert und sie das Gefühl hat, sie würde gerne andere Menschen mit schönen Dingen begeistern. Und außerdem hat sie vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass es sie erfüllt, wenn andere Menschen froh sind, von ihr gut beraten worden zu sein. Also wenn eine ganz andere Gefühls- und Gedankenwelt das Vorhaben einer Shop-Eröffnung unterfüttert, als sich bloß als „Unternehmer“ zu fühlen.
In dem Moment, in dem sie innerhalb dieser Intention ihren Shop leitet, ist es im Führungsbewusstsein von entscheidender Bedeutung, dass sie innerhalb dieses Shops und innerhalb der Arbeitszeit ihre ganze Energie und Gedankenkraft aus dem erhabensten Gedanken speist. Und ihre privaten Empfindungen da außen vor lässt.
Anfangs wurde schon gesagt, dass mit dem Führungsbewusstsein eine klare Trennung zwischen Beruf und Privat Bedingung ist. Wenn diese Person nun momentan ein Thema bzw. ein Problem mit Geld hat, oder einen Unglauben an Erfolg und Reichtum, dann ist es fatal, wenn sie diese Überzeugungen, diese emotionalen Mängel, in ihren Shop hereintragen würde. Vordergründig würde sie vielleicht zwar freundlich, locker und einladend mit Kunden reden, würde aber nonverbal all das ausdrücken, was ihre inneren Befürchtungen sind. Sie würde lautlos herausschreien: „Hoffentlich kaufst Du jetzt das Produkt, lieber Kunde. Bitte, bitte, hör auf zu quatschen und entscheide dich. Ich brauch das Geld momentan sehr dringend!“
Herzlichst Sara Marija Hardenberg