Was hat Schreiben mit Spiritualität zu tun?
- Teil 4 -
von Ulrike Dietmann -
Unser Ausgangspunkt als Künstler in der heutigen Welt.
Nein, wir Autoren haben es, vom spirituellen Standpunkt aus gesehen, nicht leicht in unserer überkontrollierten, übertechnisierten, überindividualisierten Welt. Die Gegenwart ist schwer zugänglich für uns, weil die Zerstreuung so allgegenwärtig ist. Der Erfahrung können wir zu leicht ausweichen und unsere Beziehungen leiden unter Manipulation und innerer Abwesenheit.
Hinzu kommt eine exponentielle Entfremdung von der Natur, die Millionen Jahre lang den Menschen Präsenz, Erfahrung und Verbindung gelehrt hat. Unser naturwissenschaftliches Weltbild, die Vermurksungen, die von den Kirchen angerichtet wurden und nicht zuletzt der Faschismus haben dazu geführt, dass wir misstrauisch sind gegenüber allem, was nicht unmittelbar sichtbar, greifbar und beweisbar ist.
Unser spiritueller Raum ist oft leer, unsere Seele oft hungrig und alles, was wir ihr bieten können ist fast food.
All das bringt uns psychisch in eine Bedrängnis, die unserer Kreativität nicht gut tut. Aber als Kreative sind wir einfallsreich und neugierig. Und während alte Weltbilder und Konzepte immer schneller zerfallen, entstehen ungeahnte neue Räume: keine Zensur, keine Unterdrückung, keine Inquisition, keine Nazis, keine Abhängigkeit, wir können inzwischen sogar unabhängig von Verlagen unserer Leser erreichen.
Das Print-on-demand-Verfahren ist für uns Autoren so revolutionär wie das Internet, das E-Book, wie Facebook und Co. Es tun sich ungeahnte neue Wege auf zum Olymp, ohne vom Pferd gebuckelt zu werden.
Auch wenn wir am Ende erkennen, dass wir den Olymp in unserem Innern finden, dem ohnehin einzigen Olymp, der uns Glückseligkeit bringt. Dann sind wir für einen kurzen oder langen oder ewigen Augenblick am Ende des spirituellen Weges angelangt.
Deshalb: Schreibe weiter, liebe Autorin, lieber Autor auf deinem Weg zur Erleuchtung, wie auch immer die für dich aussehen mag. Alles ist gut.
Herzlichst
Ulrike Dietmann