Die Entwicklung zur ganzheitlichen Augenoptikerin.
- von Elisabeth Schiller
Bei meiner Meisterprüfung war ich gerade mal 25 Jahre alt. Nach einem Jahr als Filialleiterin war mir klar, dass es mir wichtig ist meine Ideen umzusetzen. Ich eröffnete einen eigenen Laden. In einem alten Bauernhaus baute ich drei Monate um. Versetzte zusammen mit meinem Vater Türen. Machte Durchbrüche. Schleppte Gipssäcke und verlegte Leitungen. Mein Laden sollte meinen Stempel tragen. Während dieser Zeit war ich schwanger und hatte keine Zeit mich auf die Geburt vorzubereiten. Das muss meine Tochter gespürt haben, denn sie ließ sich nach dem errechneten Geburtstermin weitere drei Wochen Zeit um dann, nur durch medizinische Gewalt, das Licht der Welt zu erblicken. Dafür war sie mit 5 Kilo schon ein stabiles Kind und hielt die Geschäftseröffnung an ihrem „Einmonatigem“ Geburtstag gut durch.
Nach acht Jahren war es mir zu einfach die damals noch sehr schlichten Brillen „nur“ zu verkaufen. Ich begann mit einem Kollegen Brillen von Hand zu fertigen. In einem zweiten Geschäft im Nobelviertel Grünwald entstanden Brillen aus Wurzelholz, Elfenbein und mit echten Einkarätern. Wir veredelten die Fassungen mit Stoff und Holz und anderen Materialien. Es gab eine eigene Kollektion mit asymmetrischen Fassungen. Auch der Laden selbst war sehr speziell eingerichtet und viele Innenarchitekten kamen um zu fotografieren.
Nach 11 Jahren verkaufte ich die Läden und die Kollektion und wollte nur noch für mein Kind und meinen Mann da sein.
Doch dann bot sich mir die Möglichkeit als Dozentin an der Fachakademie für Augenoptik zu arbeiten. Als Werkstattdozentin. Gleichzeitig machte mir ein großer Brillenhersteller das Angebot als Trendscout für neue Kollektionen zu arbeiten. Die beiden Jobs ließen sich gut verbinden und ich genoss die neuen Aufgaben. Ideen waren gefragt. Meine Gedanken drehten sich nur noch um Brillen und neue Wege.
Diese taten sich sehr schnell auf. Auf einer Messe in Italien entwickelte ich noch im Flugzeug einen Sonnenclip, der durch eine besondere Machart leicht auf jede Brille zu fertigen geht. Nach meiner Ankunft in München setzte ich mich nachts noch an die Werkbank und lötete meine Idee zu einem realen Clip. Er wurde zu einer genialen Geschäftsidee, die leider trotz Patent sehr schnell kopiert wurde. Die Firma die die Rechte daran gekauft hatte, hat ihn vor fünf Jahren eingestellt.
Zur gleichen Zeit fielen mir während eines Skiurlaubs viele Sportler auf, die ganz offensichtlich Probleme mit dem Sehen hatten. Ich machte mich gleich nach dem Urlaub auf die Suche nach Versorgungsmöglichkeiten für Skifahrer und wurde nicht fündig. Das gab mir zu denken. In den nächsten 20 Jahren habe ich alle möglichen und unmöglichen Tests unternommen um für unendlich viele Sportarten Lösungsmöglichkeiten im Bereich „Gutes Sehen“, Leistungssteigerung durch Farbfilter, Konzentrationssteigerung durch die richtige Brille, Sicherheit durch optimales Sehen und vieles mehr zu finden. Sozusagen als Abfallprodukt baute ich den ersten „Windkanal“ mit dem man im Laden zeigen kann dass es hinter der Brille nicht zieht.
Seit Jahren gebe ich Seminare für Augenoptiker und Sporttrainer zu diesem Thema.
Auf Grund dieser Arbeiten wurde mir klar, dass das Sehen und die Brille entscheidend sein kann wie man den Sport und - weitergedacht, das Leben und die Arbeit - beeinflussen kann. Mit diesen Erkenntnissen habe ich vor einem Jahr den ersten energetischen Augenoptikladen überhaupt eröffnet. Zusammen mit Mitarbeitern, die mich nach Kräften und Überzeugung in dieser Arbeit unterstützen hoffe ich sehr, dass wir vielen Kunden helfen können mit dem Sehen und der Wahrnehmung bewusster umzugehen.