Wie sich mein Wunsch trotz perfekter Umsetzung nicht erfüllt hat?
von Michael Ensle -
Wir haben uns im letzten Blog damit beschäftigt, wie wir durch das Gefühl des „Haben-Wollens“ in einen Mangelzustand gelangen, durch den wir das Gewünschte nicht erreichen und es daher sehr wichtig ist, dass wir in den entspannten Zustand des Zielzustandes gelangen, um etwas erfolgreich zu manifestieren.
Welche Erkenntnisse haben Deine Analysen ergeben?
Mit welchem Gefühlszustand hattest Du Deine größten Erfolge?
Ich will Dir nun zwei Beispiele aus meinem Leben erzählen, an denen Du erkennen kannst, wie schmal der Grat zwischen erforderlicher Fokussierung und hinderlicher Fixierung sein kann.
In der Zeit, als ich noch angestellt und gerade auf der Suche nach einer neuen Herausforderung war, ist mir ein Inserat ins Auge gesprungen, das sich nicht nur sehr gut angefühlt hat, sondern aus meiner Sicht auch perfekt für meinen nächsten Entwicklungsschritt war.
Ich war damals Controllingleiter in einem Handelsunternehmen und bei der ausgeschriebenen Position ging es um den Finanzchef eines bekannten Direktvertriebsunternehmen.
Da ich über meine damalige Frau selbst Einblick in diese Branche hatte, schien es perfekt zu sein. Meine Bewerbung wurde rasch beantwortet und ich – von einem internationalen Headhunter – für das Bewerbungsgespräch in ein Hotel eingeladen.
In diesem Schreiben war – für mich damals unüblich – das Jahresgehalt angeführt, was meine Begeisterung noch weiter erhöhte.
Es war in etwa das Doppelte von dem, was ich damals schon verdiente. In meinen Gedanken lief schon ein Film ab, wie es sein würde, wenn ich diese Position innehabe. Ich stellte mir vor, wie wir dann leben würden, welches Auto ich fahren würde, wie oft wir in unserer Lieblingstherme Urlaub machen könnten und vieles mehr.
Da ich damals schon wusste, dass es keinen Zufall gab, schien das genau das Richtige zu sein. Das Gespräch selbst verlief sehr gut und ich konnte die gestellten Anforderungen weitgehend erfüllen und hinterließ auch sonst einen guten Eindruck.
Mit einer gewissen Ungeduld wartete ich dann auf die Antwort. Diese kam – genau kann ich mich nicht mehr erinnern – ca. zwei Wochen später.
Es war eine Absage, in der mir mitgeteilt wurde, dass es einen Bewerber gegeben hat, der noch besser gepasst hat und sie mich gerne in ihre Evidenz aufnehmen wollen, wenn mir das recht ist.
In mir brach in dem Moment meine (im Geiste erschaffene) Welt zusammen. Ich war so fest davon überzeugt gewesen, hatte es doch fühlen können und auch der Zeitpunkt war ideal. Trotzdem hat es nicht geklappt.
Mein Verstand hat mich relativ rasch wieder auf den Boden gebracht, sein Bestes versucht, mir Gründe zu nennen, die mich beruhigen sollten (was zum Teil auch funktioniert hat), um wieder realistisch zu werden. Ich habe mir dann bewusst gemacht, was ich bis jetzt alles erreicht hatte und dass mein/unser Leben gut ist (und
das war es ja auch) und es auch so weiter geht. Was ich damals jedoch nicht gemacht habe, ist, diesen Traum in dieser Form weiter zu leben, denn dieser war mit der Absage gestorben.
Ich habe damals einige Zeit gebraucht, um zu erkennen und zu verstehen, warum das passiert ist, um es einordnen zu können.
Ich war ja bis dahin der festen Überzeugung, dass ich alles richtig gemacht hatte (Visualisierung, Emotionalisierung und Fokussierung) und es trotzdem nicht geklappt hat. Mein Verstand, der natürlich nicht daran schuld sein wollte, gab mir gleich danach die Erklärung, dass der Zeitpunkt nicht der richtige war.
Dem konnte ich durchaus etwas abgewinnen, aber tief in mir spürte ich, dass da noch was anderes war.
Nach und nach kam ich drauf, was es war. Ich hatte meine Vision mit einer ganz konkreten Sache – in diesem Fall die Position X bei der Firma Y – verknüpft. Ich fühlte mich dadurch abhängig und in einer bestimmten Weise auch ausgeliefert und hilflos. Da erkannte ich meinen „Fehler“: Ich hatte das Ergebnis nicht fokussiert, sondern fixiert!
Ich erlebe immer wieder Klienten, die sich auf etwas ganz Bestimmtes fokussieren (genau diese Person, dieser Job, diese Aufgabe) und dabei übersehen, dass sie in diesem Moment ihre Macht abgeben und sich von äußeren Umständen abhängig machen.
Gleichzeitig verändert sich dadurch ihre Ausstrahlung und erzeugt einen spürbaren Druck, der dann oft das Gegenteil bewirkt. Darüber hinaus verhindern sie damit die Möglichkeit, dass etwas ganz Anderes/Besseres in ihr Leben treten kann, weil sie ja nur auf das Eine fixiert sind.
Ich lade Dich dazu ein, Dir zu überlegen, ob es jetzt (oder früher) Situationen gibt, in denen Du Dich auf etwas fixierst und Dir bewusst zu machen, wie Deine Gedanken sind und was Du dabei fühlst.
Im nächsten Blog werde ich Dir dann das zweite Beispiel erzählen, bei dem ich erfolgreich war.
Michael Ensle