Welche Bräuche und Traditionen umgeben die Barbarazweige noch heute?
von Marianne Rattay -
Es gibt viele Bräuche und Traditionen rund um Weihnachten, deren Ursprünge in heidnischer Zeit zu finden sind. So wie am vierten Dezember jeden Jahres die Zweige (Barbarazweige) von Obst- und Blüten tragenden Ziergehölzen in die winterlichen Stuben geholt und in frisches Wasser gestellt werden, damit sie am Weihnachtsabend blühen.
Die tiefe Symbolik der Bräuche und Traditionen dahinter hat mit Tod und Wiedergeburt zu tun. Das Aufblühen der Barbarazweige brachte den Menschen die ersehnte Hoffnung wieder, dass die dunkle unheilvolle Zeit vorüber gehe werde und dass das Licht der Sonne ab der Weihnachtsnacht wieder zunimmt, so allmählich aber auch so gewiss, wie die Blüten am Zweig erblüht sind.
Bevorzugt für diese Bräuche und Traditionen werden Kirschzweige, die sogenannten Barbarazweige frisch geschnitten. Ursprünglich symbolisieren die weißen Blüten der Kirsche die Unschuld, die silberne Rinde den Mond mit seinem wandelbaren Charakter und somit den weiblichen Fruchtbarkeitszyklus. Die reifen, roten Früchte symbolisieren die voll erblühte Frau, die ja an Weihnachten das neue Licht in der Gestalt des Kindes gebiert. Was in früheren Zeiten der Göttin geweiht war, wurde in christlichen Zeiten wegen der oft eindeutig sexuellen Bezüge und der Aufforderung zur Ausschweifung, die sich in der Kirsch-Symbolik versteckt, zur verbotenen Frucht (wie auch der Apfel bei Adam und Eva).
Kirschblüten auf Bildern der Jungfrau Maria sind ein heimlicher Tribut an die Göttin. Einer der Bräuche und Traditionen ist, am 4. Dezember, dem Barbara-Tag, frisch geschnittene Kirschzweige ins Wasser zu stellen, die bis Weihnachten blühen sollten - was dann Glück bringt -. Das ist der einzige bis heute noch überlieferte Kirschen-Brauch in Europa, während in Asien, besonders in Japan, ein regelrechter Kult um die Kirschblüte existiert. Es gibt ein Kirschblütenfest, und die gezüchteten, meist rosa blühenden Bäume werden als Götter geehrt.
Bräuche und Traditionen in Schlesien.
Lange hielt sich in Schlesien der Brauch, dass heiratslustige Mädels mehrere frische Zweige mit den Namen ihrer Verehrer versehen in eine Vase stellten. Voller Erwartung wurde beobachtete, welcher der Zweig als erster seine Blüten öffnete. Der Mann, nach dessen Name dieser Zweig benannt war, sollte dann der Auserwählte für die Zukunft sein.
Christliche Bräuche und Traditionen
Der christlichen Legende nach soll die Jungfrau Barbara am 4. Dezember 306, wegen ihres standhaften Glaubens, ihrem Martyrium erlegen sein. Am Weihnachtstag sollen sich dann, den Überlieferungen zufolge, Blumen, die auf ihrem Grab lagen, die Blüten geöffnet haben. Glaube und Aberglaube haben bis heute den Brauch erhalten, am Barbaratag einen Kirschzweig ins Wasser zu stellen.
In vielen Gegenden bekommt jedes Familienmitglied seinen eigenen Barbarazweig. Derjenige, dessen Barbarazweig am 24. Dezember am schönsten aufgeblüht ist, hat im folgenden Jahr das größte Glück zu erwarten.
Auch heute besinnt man sich dieser Sitte und stellt in dieser Zeit frisch abgeschnittene Zweige und Triebe in eine Vase. Etwa um die Weihnachtszeit öffnen sich dann im warmen Zimmer die Knospen und frisches Grün und zarte Blühen erfreuen uns mitten im Winter. Für diesen Brauch sind außer den Kirschzweigen natürlich auch die Zweige von Zierkirschen, Zierpflaumen, Mandelbäumchen sowie Forsythien gut geeignet. Unter den Blütengehölzen gibt es viele brauchbare Gattungen und geeignete Arten. Die Japanische Quitte, der Goldregen, der Ginster, die Zierjohannisbeere, die Hasel, die Weide, die Schlehe und die Kornellkirsche können auf diese Weise angetrieben werden. Es müssen aber nicht nur Blütengehölze sein, auch frische Birkenzweige sehen wunderschön aus, wenn die lichtgrünen Blättchen hervor sprießen.
Zum sicheren Aufblühen ist es notwendig, dass man die frischen Zweigenden lang anschneidet oder das Holz mit dem Hammer leicht anklopft, bevor man sie in die Vase mit Wasser stellt. Die Wasseraufnahmefähigkeit wird dadurch vergrößert und unterstützt das Austreiben des Grüns und der Blüten.