Von dem, was ich an mir blöd finde!
von Kerstin Werner -
Kürzlich postete ich folgenden Buchauszug aus meinem
Buch "Vertrauen ist der Schlüssel" auf Facebook:
“Ich war lange Zeit auf meinem Weg so ein richtiger „Zielefuzzi“. Mir wurde beigebracht: Du brauchst Ziele, wenn du etwas erreichen willst. Ich war ehrgeizig und immer bestrebt, etwas zu erreichen.
Das Wort „Ehrgeiz“ spricht ja schon für sich: Ich war geizig mit der Ehre. Weil ich immer alles haben wollte. Für mich. Ich wollte die Beste sein. Ich wollte, dass alle zu mir aufschauen. Ich konnte nicht gönnen, weil ich dachte, wenn jemand anderer das hat, was ich haben will, ist für mich nichts mehr da.
Puuuuh. Ganz schön anstrengend, die eigenen Minderwertigkeitsgefühle so zu kompensieren!
Heute frage ich mich: Wer sagt, dass man Ziele haben muss, um etwas zu erreichen? Ja, wer genau sagt das denn bitteschön? Ist das wirklich wahr? Könnte es denn nicht auch sein, dass sich alles ganz anders entwickelt, wenn wir darauf vertrauen, dass jeder Schritt, den wir auf unserem Weg gehen, uns dahin bringt, wo wir hin sollen? Wieso festlegen auf etwas Bestimmtes? Wieso nicht offen lassen, was kommt und darauf vertrauen, dass es passen wird?
Ich weiß, dass diese Worte gerne ein „Ja, aber …“ hervorrufen. Geht mir ja manchmal nicht anders. Aber vielleicht hörst du diese innere Stimme auch in dir, die noch zaghaft, aber hoffnungsvoll sagt: „Ja, könnte sein, dass es so einfach geht. Eigentlich wäre es sogar ein Traum, Vertrauen im Alltag so einfach leben zu können.“
So war es bei mir zumindest. Und diese innere Stimme wurde immer deutlicher. Je mehr ich vertraute, desto weniger plante ich. Und je weniger ich plante, desto mehr Erfreuliches passierte unvorhergesehen in meinem Leben. Einfach so.”
Dann kommentierte jemand Folgendes:
“Hallo Kerstin, wenn ich das lese, hat sich an deinem Ursprungsverhalten oder Denkweise noch nichts verändert. Immer noch auf der Suche nach Anerkennung und Liebe …”
Zuerst wollte ich mich wehren und war auf Krawall gebürstet. DAS merkte ich allerdings in Sekunden. Und ich wusste sofort: Mist – er hat Recht. Ein bisschen zumindest. Und dann konnte ich entscheiden, wie ich reagiere.
Meine Antwort daraufhin war:
“Auch wenn ich diese Worte schon vor über einem Jahr geschrieben habe (ist ja ein Buchauszug), so gebe ich offen und ehrlich zu, dass es eine immerwährende Herausforderung für mich ist, mich nicht über Leistung zu identifizieren. Ja – ich muss da ganz schön achtsam sein. Und nein – es gelingt mir nicht immer. Ich finde das aber auch nicht schlimm. Viel schlimmer wäre es, das nicht wahrzunehmen und den Schein wahren zu wollen.”
Es geht immer und immer wieder in meinem Leben um eins: Zu mir stehen!
Vor allem zu dem, was ich gerade noch an mir selbst blöd finde.
Und nun stelle ich dir folgende Fragen:
Bist du achtsam und ehrlich zu dir selbst?
Kannst du zugeben, dass noch nicht alles so ist, wie du es manchmal gerne hättest?
Mit der Annahme dessen, was ist,
beginnt der Weg in die Selbstliebe.
Und ich weiß nicht, ob du jemals auf das Wort “zugeben” geschaut hast, aber:
Wer etwas zugibt, hat etwas zu geben.
Ich habe auch jetzt wieder gemerkt: Es gibt mir unglaublich viel Gelassenheit, wenn ich zu dem stehen kann, was ich in meinem Leben vorfinde, obwohl das für manch einen bedeutet, als schwach dazustehen. Verletzbarkeit zeigen zu können ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.
Herzoffene Grüße
Kerstin Werner