Meisterschaft und Menschsein
von Ines Nandi -
Geliebtes Menschenwesen!
Dieser Beitrag wird in einigen Punkten sehr persönlich sein, denn meine Aussagen betreffen zwar, wie ich annehme, durchaus uns alle. Sie gehen aber von sehr tiefgreifenden eigenen Erfahrungen aus, ohne die ich nicht zu diesen hier formulierten Erkenntnissen gekommen wäre.
Fangen wir an: Kürzlich erhielt ich eine Mail von einer ehemaligen Klientin, die vor einiger Zeit aus Österreich angereist war, um mit mir zusammen eine Heilerfahrung zu erleben. Dass sie sich im Anschluss daran über lange Monate nicht mehr meldete, fiel mir nicht weiter auf, denn ich wusste, dass sie sowohl beruflich als auch privat sehr beansprucht war.
Nun hatte ich ihr aber den Link auf ein neues YouTube-Video von mir zugeleitet, das ihr sehr gefiel. Sie antwortete darauf und schrieb mir ganz offen, warum sie sich in Schweigen gehüllt hatte: Sie war – wie schon manch anderer „Fan“ zuvor – enttäuscht von mir gewesen. Zum einen, weil sie sich – aufgrund meiner Bücher – in mir ein Wesen vorgestellt hatte, das „sich als Mensch (...) über alle Niederungen des Menschseins erhoben hatte“. Zum anderen, weil ich ihr beim Abschluss des miteinander verbrachten Wochenendes nicht finanziell entgegenkam, obwohl ich um ihre Engpässe wusste und auch sie mir Wunderbares geschenkt hatte.
Nun… Ich fragte mich sofort, ob ich zu viel Geld angenommen hatte, und ich richtete meine Frage auch an die lichtvolle Geistige Welt. Ich erhielt aber die Antwort, alles sei vollkommen ausgeglichen und in der göttlichen Ordnung.
Die zweite Frage, die ich mir stellte, war:
„Sollte ein menschliches Meisterwesen sich über alle Niederungen des Menschseins erhoben haben?“
Meiner Freundin habe ich geantwortet, dass ich nicht dieser Ansicht bin. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir durch ein „uns erheben über…“ sehr leicht in den spirituellen Hochmut hinein kommen können. Dieser hindert uns erstens daran, empathisch auf andere eingehen zu können, die in menschlichen Verstrickungen stecken und unsere Hilfe brauchen. Zweitens bringt ein solcher Hochmut uns zurück in genau die genannten Niederungen.
Hier und heute möchte ich die Frage hinzufügen:
„Was genau sind eigentlich diese „Niederungen des Menschseins“?
Wenn ich jetzt tiefer hinein spüre, dann finde ich in diesen Niederungen zweierlei:
1. unser Ego in all seinen Ausprägungen, mit all seinen „Blähungen“
2. unser „kleines“, verletzliches Menschen-Ich, das sehr, sehr viel mit unserem verletzten inneren Kind zu tun hat
Manchmal sind wir geneigt, diese beiden Aspekte miteinander zu vermischen oder auch miteinander zu identifizieren. Es ist auch schwierig, vielleicht sogar nicht zu hundert Prozent möglich, sie „auseinander zu dividieren“. Denn beide schwingen niedrig, und wenn wir unter ihrem Einfluss stehen, dann denken, fühlen und handeln wir mehr oder weniger unbewusst. Mit anderen Worten, wir reagieren auf Verstrickungen, wir sind verstrickt.
Hier geht es zum Video: Das Mantra der Neuen Zeit - Om Varekaya Namekata
Das ist selbstverständlich nicht wünschenswert, wenn wir menschlich und spirituell wachsen möchten. Wir sollten uns also tatsächlich „erheben“ über unsere Verstrickungen. Was bedeutet das aber genau? Es geht aus meiner Sicht darum, dass wir uns in eine beobachtende Position begeben, also in eine ständig neu wiederherzustellende Achtsamkeit uns selbst gegenüber. Das ist Übungssache… Meisterschaft ist Übungssache...
Wozu ich nach wie vor stehe: Wir sollten uns auf keinen Fall in Hochmut über unser verletztes inneres Kind erheben. Unser verletzter menschlicher Teil ist mir sehr kostbar und benötigt unsere Liebe, um zu heilen. Nicht zuletzt hierfür sind wir heute auf der Erde, und ohne die Erfüllung dieser Aufgabe können wir eine neue Welt nicht aufbauen.
Was bedeutet das also für mich, „Meister*in sein“? Es bedeutet nicht, dass wir irgendwann „fertig“ wären mit jeglicher Entwicklung. Wir entwickeln uns, solange wir leben – auf welcher Realitätsebene auch immer. Leben ist für mich gleichbedeutend mit Wachstum durch Erfahrung. Zugleich ist LEBEN gleichbedeutend mit SEIN. Dieses SEIN, dieses LEBEN, finden wir zu jeder Zeit IN UNS SELBST. Wir SIND, WAS WIR SIND, weil wir Wesen aus der Göttlichen QUELLE sind. Meister*in zu sein, beinhaltet ganz einfach die Tatsache, dass ich mir jederzeit der Tatsache bewusst bin:
ICH BIN ein Wesen in Entwicklung
Das ist unsere Lebens/LEBENS-Paradoxie: Wir SIND und wir werden. Wenn ich also einerseits niemals „perfekt“ bin, so bin ich andererseits immer
vollkommen in meiner Unvollkommenheit.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen frohen Übergang ins Neue!
Deine
Ines Nandi
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