Durchgerüttelt in der Hängematte?
Oder: Was innere Stürme mit Glück zu tun haben.
von Illa Knappik -
Unser Leben bietet uns immer wieder Chancen zu wachsen und zu reifen. Doch offenbar ist es so eingerichtet, dass wir nicht in der Hängematte unsere inneren Reifeschritte vollziehen. Unter Palmen schaukelnd können wir Kräfte sammeln und kreative Ideen, doch zum Wachsen brauchen wir schmerzhafte Erfahrungen und Lebenskrisen.
Recht schön veranschaulicht wird dieser Zusammenhang in einem chinesischen Schriftzeichen, welches – je nach Kontext – sowohl „Krise“ als auch „Chance“ bedeutet.
Probleme mit dem Partner, Ärger im Beruf, Schwierigkeiten mit den Kindern, finanzielle Sorgen, permanente Überforderung, Trennung, Trauer, Krankheit – all dies sind belastende Ereignisse, die uns mitunter an unsere Grenzen bringen. Letztlich aber sind es Chancen für einen inneren Schritt auf eine höhere, reifere Ebene.
Oft ist es hilfreich, sich in solch einer Krise an einen Außenstehenden, z.B. an einen geeigneten Therapeuten, zu wenden, um den Lebensknoten versuchen zu entwirren. Nicht selten stößt man dann im intensiven Gespräch auf sich wiederholende Muster, die eigene Verstrickungen im Familiensystem sichtbar machen.
Genau hier setzt die systemische Arbeit an. Durch das Aufstellen der aktuellen Konfliktsituation, z.B. mit Steinen, werden unbewusste Zusammenhänge sichtbar gemacht. Gerade durch die bildhaften Elemente, durch Visualisierungen, innere Reisen, freie Assoziationen, wird ein Zugang zu den Gefühlen möglich, das Unbewusste angesprochen. Bei diesem Selbstfindungsprozess, vom Erspüren zum Erkennen der inneren Blockaden, sollte der Therapeut liebevoll begleiten. Ziel ist das Öffnen einer neuen Blickrichtung, das Sich-Lösen und somit eine „Lösung“ zu finden.
Zumindest rückwirkend sollte man dem Schriftsteller Arthur Schnitzler befreit in seiner Aussage zustimmen können:
„Alles, was die Seele durcheinander rüttelt, ist Glück“.


