„Einordnen der Gefühle“
Der Mond im Sternzeichen der Jungfrau
von Illa Knappik
„Welche Gefühle darf ich haben und welche nicht?“ Dies könnte die Kernfrage eines Jungfrau-Mondes sein. Wie das Sternzeichen Jungfrau vom Grundprinzip her einordnet und zuordnet, um sich und die Welt besser zu verstehen, so finden wir diesen Mechanismus auch beim Mond, der für Gefühle und Bedürfnisse steht.
Für den Jungfrau-Mond gibt es „gute“ bzw. „richtige“ Gefühle, und solche, die so ungut oder so unschicklich sind, dass man sie am besten gar nicht hat.
Hintergrund ist hier die frühe Erfahrung, als Kind zu einem Zeitpunkt auf die Welt gekommen zu sein, der nicht ganz passend war. Die Umstände waren vielleicht so, dass die Mutter sich verschiedenen Belastungen ausgesetzt sah, entweder psychischer, materieller oder gar existenzieller Art, und sie sich nicht mit voller Zuwendung und ganzer Freude auf das Kind einstellen konnte. Auf subtiler Ebene entwickelt das Kind Schuldgefühle, überhaupt da zu sein, es empfindet sich als Last und versucht, durch Anpassung möglichst wenig zu stören oder der Mutter gar unnötig Arbeit oder zusätzliche Sorgen zu machen.
„Wo ist Schuld? Ich trage sie ...“ so könnte man aus systemischer Sicht für das Jungfrau-Prinzip diesen Kernsatz formulieren. Auch beim unter Jungfrau-Mond-Geborenen ist die Disposition gegeben, sich schuldig zu fühlen. Dieses Grundgefühl führt verständlicherweise erst einmal dazu, sich zurückzunehmen, brav und fügsam zu sein, unangenehme Gefühle wie Ärger, Wut oder Traurigkeit unter Kontrolle zu halten und möglichst nicht zu zeigen, sie nicht „auszudrücken“.
Das in der Kindheit geübte setzt sich später in einer Partnerschaft fort. Die Neigung, Gefühle zu rationalisieren, sie zu analysieren und einzuordnen, verhindert spontane Gefühlsäußerungen. Der Jungfrau-Mond möchte keine unangenehmen Überraschungen in emotionalen Dingen erleben, weder bei sich noch beim Gegenüber.
Er liebt Ordnung und Sauberkeit. Wie innen, so außen und umgekehrt. Dies kann sich in den eigenen vier Wänden genauso zeigen, wie in Gefühlsangelegenheiten. Ohnehin verbieten eine innere Zurückhaltung und die Neigung zum passiven Abwarten dem Jungfrau-Mond laute dramatische Auftritte. Für die hat er eher Verachtung übrig. Wer von jeher gelernt hat, sich unter Kontrolle zu haben, verlangt das auch vom Partner, und fühlt sich eher hilflos oder peinlich berührt, wenn dieser Rotz und Wasser heult.
Das Bedürfnis nach einer echten gefühlsmäßigen Begegnung ist genauso groß, wie die Angst davor. Die nicht leichte Aufgabe für einen Jungfrau-Mond wird sein, mit seinen Gefühlen großherzig und offen umzugehen, auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden. Gefühle verschwenderischer zu zeigen, ohne die Angst, sich zu blamieren. Authentisch zu sein und sich zu trauen, dies auch auszudrücken: „So geht es mir jetzt. Das fühle ich. Das bin ich.“
Ihre Illa Knappik