Abramelin Magie - spirituell-esoterisches Treffen mit Stephen Mace
Teil 2
Nach dem erfolgreichen Vermessen der Metropole lud Stephen Mace den deutschen Kollegen in seine Heimatstadt Milford in Connecticut. In seinem typischen Holzhaus aus den fünfziger Jahren, wohnt er mit seiner Mutter, zurückgezogen fast wie Lovecraft, nahe dem Meer und der Natur. Sein Freund Hal von Hofe, als Frater Idomme Mitglied des Ordo Astarte, war weiterer Gast. Er begleitet einen hohen Grad in diesem Orden und ist in seinem bürgerlichen Beruf Studienrat an der Highschool, wo auch Stephen Mace schon als Aushilfslehrer fungierte. Beide sind Naturwissenschaftler und bringen in die esoterischen Disziplinen den oft vermissten esoterisch, spirituell kritischen Geist.
In der Diskussion über das Magie Spektrum definiert Stephen Mace in seiner charakteristischen, oft ironischen Treffsichertheit: „Schwarze Magie will alles umsonst.“ Beide sind in vielen spirituellen Bereichen bewandert, diskutieren Gurdjieff mit derselben Sicherheit wie Rudolf Steiner.
Weiter nördlich, im Bundesstaat Maine residierte noch der inzwischen nach Florida umgezogene Verlag Weiser, die erste Adresse in Sachen Kabbala und Inner Traditions. Donald Weiser, ein weißbärtiger älterer Herr hatte ursprünglich die nicht nur spirituelle Buchhandlung seines Vaters Samuel Ende der vierziger Jahre am Broadway übernommen. Er baute nach dessen Tod die spirituellen Gebiete als Hauptmetier aus und fand das Ankh als Geschäftssymbol. Bis heute betreibt er sowohl das größte esoterisch, spirituelle Fachantiquariat der USA, als auch den Verlag. New York verließ Weiser, als die permanent steigenden Mieten ein Überleben nicht mehr zuließen. Donald berichtet, dass in „seinem“ Abschnitt am Broadway, ober und unterhalb Greenwich Village, also einer Strecke von vielleicht 4km, in den Zeiten von Kerouac, den Beatniks und späteren Hippies, mal 40 spirituelle Buchhandlungen waren. Heute sind es vielleicht noch 5 spirituelle Buchhandlungen. Wobei das „Strand“ ein hervorragendes und riesengroßes spirituelles Antiquariat ist, das nahe der Universität gut überleben konnte.
Überlebt hat im Village auch der esoterische, spirituelle Hexen-Kram-Laden „Enchantments“. Ein lauschiges, urgemütliches Souterrain-Geschäft in einer hippen Nebenstraße. Der Flair der 60er lebt hier und das Publikum zwischen 20 und 50 Jahren, diskutiert neben Spirituellen auch über Kräutertinkturen und Räucherungen. Die spirituelle Szene unterscheidet sich weder äußerlich in Habitus und Kleidung noch inhaltlich von der europäischen. Esoterisch, spirituelle Schwerpunkte sind dabei Crowley, Schamanismus, Witchcraft (als Oberbegriff für das, was wir in Europa unter Wicca und keltisch-germanischem Heidentum verstehen).
Unbezahlbare spirituell, esoterische Raritäten bietet Kraus Inc., ein Antiquariat an der 46th Street. Gichtels Theosophia Praktika z. B. in einer handkolorierten Erstausgabe für schlappe 3000 Euro. Es ist das wohl erste europäische, spirituelle Buch über die Chakren (als Ausdruck der Planetensphären). Ca. 250 Jahre alt. Morgan Pierponts Library ist eine Privatsammlung des Magnaten der vorigen Jahrhundertwende. Georg schleppt den staunenden New York Kenner Stephen Mace durch eine famose Sammlung, die ihren Höhepunkt in der Privat-Bibliothek des Rockefeller-Konkurrenten hat. In einem fast saalgroßen, mit Originalteilen ausgestatteten Renaissance-Salon mit Empore finden sich unter anderem spirituelle, esoterische Dokumente für die astrologischen Interessen des Sammlers. Ein Katalog ist vorhanden und so kann hier auch für Forschungszwecke der Fundus an der Madison Avenue zwischen 36. und 37. Straße genutzt werden.
Ein anderes spirituell, esoterisches Schmankerl, das wohl mehr Ausländer als Einheimische kennen ist das Nikolas Roerich Museum in der Upper West Side, 107. Straße nahe dem Riverside Drive. Dieses einzige ausschließlich Roerich gewidmete Museum des Tibet- und Himalaya-Reisenden umfaßt etwa 200 Bilder. Ein Schüler der von Roerich mit seiner Frau Helena gegründeten Agni Yoga Gesellschaft stiftete das gründerzeitliche Haus 1949. Das restliche Werk von insgesamt 7000 Gemälden, ist meist in Rußland verteilt.
Roerich war ein Meister in Öl, seine bekanntesten Bilder zeichnen sich durch ihre rosa bis violett gehaltenen Grundtöne aus. Beeindruckende Gebirgslandschaften in Blau, spirituelle, schamanistische Szenen, volkskundliches in rot und henna, immer wieder das Thema Frau, Jungfrau, Welt-Mutter. Er hatte sich schon früh einen Namen durch Bühnenbilder für Richard Wagner gemacht. In der Folge arbeitete er für Mussorgsky, Rimsky-Korsakow und Igor Strawinsky. Nach der russischen Revolution führte ihn sein Weg von Finnland über Europa nach New York. Er verbrachte jedoch viele Jahre in Zentralasien, wo er in Kullu am 13.12.1947 starb.
Nicht weit von hier, direkt an der Ecke zur Columbia Universität hatte Jack Kerouac seine Wohngemeinschaft mit Alan Ginsberg, Gregory Corso und William S. Burroughs. Der Besucher aus Deutschland pilgert vorbei, der Magier aus Connecticut will nichts von diesem Personenkult wissen. Eine richtige Pilgerstätte ist erst das „Imagine“-Mosaik in Strawberry Fields. Die sogenannte Ecke des Central Parks vorm Dakota House in dem John Lennon wohnte, ist täglich stark besucht.
Stephen Mace ist mehr interessiert an der Freimaurer-Symbolik des Hauptbahnhofs. Eines der ersten Gebäude in NYC das sein Überleben dem Denkmalschutz verdankt. Jaqueline Kennedy-Onassis hat diese städtebauliche Wende erkämpft. Der Merkur über der Bahnhofsuhr, inmitten der Glasschluchten im aufziehenden Dunst der Nacht romantisch ausgeleuchtet, provoziert Stephen Mace zu ironischen gesellschaftskritischen Überlegungen.
Gemeinsamkeiten fand ich mit Stephen Mace in einer sehr pragmatisch und aufgeklärt verstandenen Magie. Es führt zu weit, diese Gespräche zu dokumentieren. Wir empfehlen zum Einstieg in Stephen Mace`s Welt das Buch „Dem Himmel das Feuer stehlen“.
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