Der Film: Am Anfang war das Licht
von Georg Dehn
Nachdem ich allein wegen des Trailers den Film schon verrissen hatte, war ich zunächst positiv überrascht. Ich hätte auch kein Problem, Fehler einzugestehen und sah mit Spannung einen Film, dessen Fazit gar nicht die Lichtnahrung ist, sondern vollwertige, gesunde Ernährung.
Der Film hält also etwas anderes, als er vorgibt. Allerdings ist das Kernthema positiv überbewertet. Alle Protagonisten sind durchweg dafür bekannt oder geben auch im Film zu, gelegentlich ein wenig zu essen.
Jasmuheen, die Erfinderin des "Breatharianismus" nimmt keine direkte Stellung mehr ein. Sie sagt, es gehe ihr darum, mit diesem Phänomen, das sie einmal als Behauptung in die Welt gestellt hat, die Menschen zur Spiritualität zu hinzuführen. Sie betont den Fakt, dass es eine Behauptung sei.
Trotz allem will der Film Beweise für Nahrungslosigkeit schaffen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen beschränken sich durchweg auf 10 Tage. Dann wiederum leistet sich der Film den Auftritt von Rüdiger Dahlke, der sich distanziert und ohne Sympathie zu der Sache als Fastenarzt äußert. Die drei Wochen mit denen das Ganze beginnt, hält Dahlke bereits für sehr gefährlich.
Die Argumentation der verschiedenen Nahrungslosen betont sehr unterschiedlich, dass mal auf Wasser verzichtet wird, oder gelegentlich welches getrunken wird. Manche, wie die chinesische Taoistin isst "ein Wenig" Obst. Mehrere essen "ein Wenig", jedoch "nicht aus Hunger, sondern aus Appetit". Um mal zu sehen, wie denn noch Schokolade schmeckt, erdreistet sich Michael Werner sogar zu sagen.
Nehmen wir Jesus als Gegenbeispiel, der im Film mit keinem Wort erwähnt wird. Selbst wenn er sich in die Wüste zurück zog, ernährte er sich. Aber von Lichtnahrung ist bei ihm, der wie kaum ein anderer das Licht predigte, überhaupt keine Rede. Der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland, der auch ethnologisch forschte und in seiner Entwicklung der Makrobiotik viele alte Völker beschreibt (er wurde in Deutschland vollkommen vergessen. Die Japaner retteten sein Werk und so wurde er über den Umweg bei uns wieder bekannt) redet davon nicht.
ahrtausende: Da darf Indien nicht fehlen. Der kleine Guru Prahlad Jani ist seit 70 Jahren nahrungslos, seit einer Vision als kleiner Junge. Der Dschungelmann lässt sich ebenfalls jedoch nur auf einen zehntägigen Test ein. Hier sieht alles toll aus. Selbst der scheinbar entstehende Urin wird von der Blase innerlich wieder absorbiert. Der gute Eindruck hält am längsten, nämlich bis ich über Wikipedia zur Website des behandelnden Arztes kam, der die im Film so sensationell dargestellten Ergebnisse und Originaluntersuchungsdokumente auf seiner privaten Website veröffentlicht. Da hat der Gute Vergiftungswerte und leidet unter Dehydrierung.
Wahre Spiritualität sollte ohne körperlichen Beweis auskommen, besonders wenn er uns aufgenötigt wird. Auf was wollen die Lichtesser also hinaus? Was will der Regisseur uns eigentlich sagen? Einer der besten Sätze des Filmes kam von einem "Prozeßteilnehmer" nach den 21 "Hunger"tagen. Er sagt, sein wesentlicher Lernprozess sei der, dass er eine völlig andere Einstellung zur Ernährung bekam. Er nennt dies "konzeptfreies Essen".
Herzlichst Ihr Georg Dehn