Lichtkinder zwischen Himmel und Erde
von Eva Maria Mora
Vielen Erzählungen der Lichtkinder können Sie entnehmen, dass der Mensch schon vor seiner Zeugung existiert. Die meisten von uns erinnern sich leider nicht mehr an diese Existenz und reagieren mit Unverständnis, wenn Kinder zum Beispiel von einer Familienfeier erzählen, die vor ihrer eigenen Geburt stattgefunden hat. Es ist jedoch sehr irdisch zu denken, dass ein Kind erst mit der Befruchtung der Eizelle entsteht und im Prinzip aus dem Nichts kommt.
Lichtkinder können sich oft überhaupt nicht vorstellen, dass sie nach Ansicht der Erwachsenen vor ihrer Geburt nicht da gewesen sein sollen. Als mein Sohn drei Jahre alt war, schaute er sich mit seiner Tante „Bilder von früher“ im Fotoalbum an. Irgendwann war er in Tränen aufgelöst, weil die Tante ständig behauptete, ihn habe es zu der Zeit, als dieses und jenes Bild gemacht wurde, noch nicht gegeben. Er wusste genau, dass es ihn schon gegeben hatte, aber sie wollte ihm einfach nicht glauben.
Nach dieser Diskussion war er ziemlich durcheinander und beruhigte sich erst wieder, als ich ihm ins Ohr flüsterte: „Die Tante kann sich an ganz viele Dinge nicht mehr erinnern. Sei nicht traurig. Sie hat sogar vergessen, dass es Engel gibt.“ Seit dieser Zeit hatte mein Sohn nur noch Mitgefühl mit der armen, vergesslichen Tante.
Später, als er größer war und Harry-Potter-Bücher las, unterteilte er die Menschen in zwei Kategorien: die, die an geistige Wesen und andere Welten glauben, und die anderen, die „Muggels“. In die Muggel-Kategorie gehört auch besagte Tante. Dieses Kategorisieren hat ihn in vielen Fällen vor dem Frust bewahrt, den ignorante Menschen bei Lichtkindern auslösen können.
Natürlich habe ich dieser Tante nie erzählt, dass sich mein Kind bei mir angekündigt hat – eine Erfahrung die übrigens viele Eltern gemacht haben. Nicht nur in der Bibel ist wiederholt von der Verkündigung einer Geburt die Rede, auch aus meinen Workshops kenne ich einige Frauen, die vor oder während der Empfängnis die Anwesenheit der Seele im Raum spüren konnten. Andere Frauen haben ihre zukünftigen Kinder im Traum gesehen und wurden kurz darauf schwanger.
Eine Freundin erzählte mir, dass sie oft mit dem Kind sprach, als es noch im Bauch war, und so seinen Namen erfragen konnte. So etwas kommt also keineswegs nur bei „Auserwählten“ vor. Es ist aus meiner Sicht eher eine Frage der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmungsfähigkeit.
Wir sind zwar mit allem, was ist, verbunden, müssen uns dieser Verbindung aber auch bewusst sein.
Bei den Indianern Nordamerikas wird sehr bewusst beobachtet, was sich zur Zeit der Empfängnis, während der Geburt und in den ersten fünf Lebensjahren eines Kindes ereignet. Paare, die sich ein Kind wünschen, achten auf ihre Träume und fragen auch die Ältesten, ob sie Kinderseelen wahrgenommen haben.
Vielleicht fragen Sie jetzt: „Wie kann man denn Kinderseelen wahrnehmen?“ In diesem Zusammenhang muss man verstehen, dass die Indianer eine ganz andere Verbindung zur Natur und zu Mutter Erde mit all ihren Bewohnern haben. Bei ihnen wird die Wahrnehmung von Energien aller von Kindheit an geschult. Dies gilt besonders für Schamanen/Schamaninnen und Medizinfrauen/Medizinmänner.
Von den Indianern wird auch überliefert, dass die Kinderseelen fragen, ob sie kommen dürfen, und dass sie sich entsprechend ankündigen. Jedem Kind, das dann kommt, wird eine Person zugeordnet, die genau darauf achtet, welche besonderen Interessen und Fähigkeiten es in den ersten vier Lebensjahren hat. Diese Person können Sie, wenn Sie möchten, mit einem Paten vergleichen. Später, wenn das Kind erwachsen ist und wie viele Erwachsene nach seiner Berufung und dem Sinn seines Lebens forscht, kann es seinen „Paten“ fragen, was es als Kind am liebsten gemacht hat. Das nämlich gibt Auskunft darüber, wo die wirklichen Interessen dieses Menschen liegen, seine passion.
In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung des englischen Wortes passion wichtig, das sich vielleicht mit „Hingabe“, aber nicht wirklich mit „Leidenschaft“ übersetzen lässt, denn mit „Leiden“ hat es gar nichts zu tun. Meine Definition von passion ist: eine tiefe, kraftvolle emotionale Energie, ausgehend von den wahren Herzenswünschen. Es ist die emotionale Energie, die wir spüren, wenn wir Dinge tun, die uns wirklich glücklich machen, erfüllen und so motivieren, wie es nichts anderes vermag.
Die Energie der passion führt einen Menschen automatisch zum Weg des Herzens zurück. Ich erwähne dies hier, damit Eltern kleiner Kinder (oder künftige Eltern und mögliche Paten) von Anfang an darauf achten können. Oft wird spätestens in der Schule das in den Hintergrund gedrängt, was das Kind wirklich am liebsten machen würde. Besonders bei den Lichtkindern, die oft so anders sind als andere Kinder, ist es wichtig, dass man sie entsprechend ihrer Natur fördert.
Herzlichst Eva Maria Mora