Zeit – die geht wirklich Jeden etwas an!
von Carmen Piltz -
Machen Sie doch einmal diesen kleinen Selbstversuch: Nehmen Sie Stift und Papier zur Hand und notieren Sie ganz frei, ohne langes Nachdenken und Reflektieren, Alles, was Ihnen zum Stichwort „ZEIT“ einfällt.
Es ist relativ wahrscheinlich, dass dabei solche oder so ähnliche Stichworte durchdringen: Stress, unter Druck stehen, erledigen, schneller, zu wenig Zeit, Enge, Termine, abhetzen, hätte gerne mehr davon… Für viele Menschen ist Zeit etwas, was Sie eher negativ wahrnehmen, etwas, was negativ besetzt ist, eben als Stressfaktor oder als Zeitdruck.
Mir, und auch den meisten anderen Menschen, passiert es immer wieder, dass man sich von Zeit oder einem Zeitfaktor gestresst oder unter Druck gesetzt fühlt, für Einige gehört dies sogar zur täglichen Routine dazu. Solche Faktoren können Fristen sein, Termine, die es einzuhalten gilt, Prüfungen, die fest anstehen, Erledigungen, die abgehakt werden müssen (und am besten auch alle noch heute), etc.. Insgesamt ist das Thema „Zeit“ in unserem Alltag eher ein leidiges Thema, weshalb dieser Artikel das Augenmerk einmal bewusst auf die positiven Aspekte von „Zeit“ legen möchte, die Aspekte, die uns bereichern und die man wertschätzen kann.
Zeit ist Orientierung und Struktur
Wir nutzen Zeit, oder besser gesagt unser System der Zeiteinteilung, um unserem Leben eine Struktur zu geben: Wir unterteilen in Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte.
Durch diese Einteilung wird es überhaupt erst möglich, gewisse Dinge umzusetzen, zum Beispiel eine Verabredung zum Mittagessen: Wir treffen uns am kommenden Donnerstag um 13 Uhr vor dem Restaurant X. Nur durch diese genaue Zeitangabe können wir uns auch wirklich sicher gleichzeitig dort treffen. Nur durch genaue Zeitangabe können wir rechtzeitig (zur rechten Zeit) ein Konzert besuchen, einen Kinofilm sehen, an einer Hochzeit teilnehmen oder einen Arzttermin wahrnehmen. Zeit ist sozusagen die Grundlage der Organisation unseres Zusammenkommens als Menschen.
Zeit ist Rhythmus
Wir bekommen durch Zeit auch einen Rhythmus, beispielsweise den Tages- oder Wochenrhythmus, unseren Schlafrhythmus oder den Jahresrhythmus. Besonders an Kindern kann man feststellen, wie wichtig Regelmäßigkeiten für den menschlichen Organismus und sein seelisches Wohlbefinden sind, es ist eine natürliche Tendenz in uns, „rhythmisch“ zu leben.
Die Natur selbst hat einige dieser Rhythmen schon vorgegeben, zum Beispiel die weibliche Menstruation, die generellen Fruchtbarkeitsphasen einer Frau oder eines Mannes, Tag und Nacht, die immer wiederkehrenden Phasen von hungrig oder satt sein, von schlafen oder wach sein.
Zeit ist Wertschätzung
Ein besonders wertvolles Merkmal der Zeit ist es, dass sie Ausdruck von Wertschätzung sein kann. Wenn ich beispielsweise einem anderen Menschen meine Zeit „schenke“, indem ich ihm oder ihr zuhöre, ein Gespräch führe oder mir Zeit nehme um Jemandem ein tolles Abendessen zuzubereiten oder einen Kuchen zum Geburtstag zu backen.
Es geht immer darum, dass ich meine Zeit -die ich ja genauso gut für tausend andere Tätigkeiten oder auch das Nichtstun hätte verwenden können- gezielt einsetze für einen anderen Menschen und mich ihm damit hingebe und ihm meine Wertschätzung ausdrücke, indem ich meine Zeit genau dafür nutze. Jeder kennt den Effekt, dass selbstgemachte Geschenke in der Regel ganz besonders positiv und anerkennend reflektiert werden – weil man hier nicht nur Geld und Kreativität, sondern zusätzlich auch ganz bewusst seine eigene Zeit eingebracht hat.
Zeit ist Leben
Der Ausspruch „Zeit ist Geld“ deutet schon an, dass Zeit offensichtlich ein sehr kostbares Gut sein muss. Ich würde aber lieber sagen „Zeit ist Leben“, denn unser Leben besteht doch aus der Nutzung (oder Nicht-Nutzung) unserer Lebenszeit, die wir für alles gebrauchen können, was uns wichtig und richtig erscheint.
Die meisten Menschen, die am Ende Ihres Lebens sagen können, „Ich hatte ein erfülltes Leben“, haben Ihr Leben sinnvoll und für Ihr eigenes Empfinden stimmig „gefüllt“, also Ihre Zeit (auf Erden) sinnvoll und stimmig gefüllt. Eine Umschreibung für den Tod eines Menschen kann sein: „Seine Zeit war abgelaufen.“ Ist also demnach nicht Zeit, unsere Zeit, ein Geschenk des Lebens, was wir zutiefst wertschätzen und in Ehren halten sollten?
Zeit bewusster nutzen
Ich freue mich, wenn diese Gedanken zum Thema „Zeit“ Sie inspirieren, Ihre eigene Zeit einmal genauer zu reflektieren, vielleicht sogar zu überprüfen anhand von Fragen wie beispielsweise:
- Wie gehe ich mit meiner Zeit um, welches Verhältnis habe ich zu meiner Zeit?
- Achte und ehre ich meine (Lebens-) Zeit, bin ich mir meiner Zeit bewusst?
- Wo verschwende ich eventuell Zeit, an welcher Stelle könnte ich meine Zeit besser nutzen?
- Für was möchte ich in Zukunft mehr Zeit verwenden, wo möchte ich gerne mehr von meiner Zeit
investieren oder einbringen?
- Nehme ich mir genug Zeit für mich, für meine Wünsche, Bedürfnisse und Anliegen?
- Nehme ich mir genug Zeit für meine Mitmenschen, meine Freunde, meine Beziehungen, meine
Familie?
- Kann ich meine Zeit vielleicht optimaler einteilen, was kann ich weglassen, was mir Zeit „raubt“ oder
meine Zeit nicht sinnvoll füllt?
Herzlichst
Carmen Piltz
