Angelöste Quarze

Angelöste Quarze

von Bruno Vogler-Pfeiffer -

Ausgelöste Quarze - Festlegung der Bezeichnung
Im folgenden Text beziehe ich mich auf Bergkristallvarietäten, welche durch eine Unterschreitung der Sättigungsgrenze der hydrothermalen Bildungsflüssigkeit angelöst wurden.
In der Literatur, wie auch von Strahler und Mineralienhändler, wird diese Erscheinungsform der Bergkristallvarietäten unterschiedlich und teilweise irreführend benannt.

Abbildung 1 Rauchquarz mit trigonalen Anlösungsformen

Bereits Rudolf Rykart (1977) und Michael Gienger (2013) wiesen darauf hin, dass angelöste Quarze nicht als Skelettkristalle bezeichnet werden sollten. Skelettkristalle weisen jedoch häufig angelöste Stellen auf.

Rykart unterscheidet weiter korrodierte und angelöste Quarze und weist darauf hin, dass Quarze mit Wachstumsbehinderungen eine ähnliche äussere Erscheinung aufweisen können. In der Praxis ist diese Unterscheidung oft nicht einfach. Wenn nach der Anlösung ein weiteres Kristallwachstum stattgefunden hat, verändert sich das äussere Erscheinungsbild und erschwert eine genaue Rekonstruktion der Geschehnisse.

Die Abgrenzung zu Quarzen mit Wachstumsbehinderungen erscheint mir aus steinheilkundlicher Sicht äusserst wichtig. Da sich daraus völlig unterschiedliche Analogien ableiten lassen können.
Als Vereinfachung der Begrifflichkeiten werde ich im folgenden Text, analog Rykart, die Bezeichnung «angelöste Quarze» verwenden.

Meine Geschichte mit den angelösten Quarzen
Im März 2020 begegnete mir zum ersten Mal ein Quarz mit einem bizarr wirkenden Äusseren, welcher als Rauchquarz mit Ätzungen angeschrieben war. Quarze mit besonderen Wuchsformen ziehen mich immer wieder in ihren Bann und somit kaufte ich diesen Rauchquarz.

Als ich diesen zum ersten Mal in die Hand nahm, um ihn genauer zu betrachten, spürte ich sogleich ein grosses Unbehagen in mir aufsteigen. Ich nahm einen starken Druck in der Herzregion wahr. Diesen konnte ich in Zusammenhang mit den Emotionen Angst sowie Trauer bringen. Dieses Erlebnis empfand ich als bemerkenswert und sogleich stieg in mir der Wunsch auf, diese Art von Quarzen genauer zu erforschen.

In der mir bekannten deutschsprachigen Literatur der Steinheilkunde fand ich nirgends eine genauere Beschreibung zu den angelösten Quarzen. Aufgrund ihrer besonderen «Lebensgeschichte», bieten sie meines Erachtens interessante Ansätze für die Ableitung von Analogien.

Abbildung 2 Bergkristall stark angelöst

Entstehung
So wie sich die Bergkristallvarietäten in einer genügend gesättigten hydrothermalen Lösung bilden, so können sie sich bei einer Untersättigung wieder zurückbilden. Es findet vereinfacht gesagt, ein rückwärtslaufender Kristallisationsprozess statt.

Durch die folgenden Faktoren kann es zu einer Untersättigung kommen:
•    Steigender Druck und Temperatur
•    Zufuhr von ungesättigten Lösungen
•    Veränderung der Konzentration von Begleitstoffen in der Lösung

In nur knapp gesättigten Lösungen kann es bei kleineren Bergristallindividuen bereits zur Anlösung kommen, während die grösseren Kristalle, deren Wachstum bevorzugt wird, noch wachsen können.

Diejenigen Flächen des Bergkristalls, welche zuvor am schnellsten gewachsen sind, werden im Anlösungsprozess als erstes abgetragen. Somit lösen sich die Kanten und Spitzen am schnellsten auf und führen zu dem abgerundeten Aussehen. Auch Baufehler, die Suturen der Friedlaenderquarze und Schwachstellen durch Fremdmineralien werden bevorzugt angelöst. Daher findet nur in der Theorie eine gleichmässig Verlaufenden Anlösungsprozess statt.

Die als kleine Pyramiden auf den Prismenflächen bekannten Vizinalflächen werden auch bevorzugt abgebaut. Aus ihnen entstehen durch die Anlösung dreieckige Vertiefungen.

Analogie der Entstehung
Die Entstehung dieser Quarzform entspricht zuerst einmal derjenigen des Bergkristalls und seinen Varietäten, welche hydrothermal entstehen. Die heisse, siliziumhaltige Flüssigkeit bildet dabei die Grundlage des Bergkristallwachstums. Sie gibt dem Kristallisationskeim den nötigen Nachschub für das Kristallwachstum. Sie kann jedoch auch dem Kristall das Silizium wieder entziehen. Viele Kristalle bleiben erhalten, während andere teilweise oder ganz aufgelöst werden. Diese Vorgänge erinnern mich an das Werden und Vergehen des menschlichen Körpers.

Daher besteht hier eine Analogie zum Sterbeprozess, worin uns die angelösten Quarze unterstützen können. Es muss jedoch nicht nur um den körperlichen Tod gehen. Da alles auf der Erde vergänglich ist, begleitet uns das Abschiednehmen das ganze Leben lang. Vieles in unserem Leben besteht aus Zyklen von Auf- und Abbau.

Die angelösten Quarze mussten Widerstandsfähigkeit beweisen und in einem von Mangel geprägten Umfeld überdauern. So helfen sie auch uns, unsere Widerstandskraft zu stärken, damit wir in einem ungünstigen Umfeld bestehen können.

Auch wenn die angelösten Quarze von aussen entstellt aussehen, behielten sie ihre Kraft und den perfekten Bauplan in sich. So zeigen sie uns, dass auch wir uns mehr auf unsere inneren Werte fokussieren sollten. Anstatt auf «Mängel» unseres Körpers zu achten, sollten wir unsere inneren Talente leben.

Diese Quarze können uns auch dabei helfen, Narben, Makel oder Einschränkungen unseres Köpers besser akzeptieren zu können.

Durch die Anlösung haben diese Quarze einen Verlust ihrer Form durchgemacht. Daher vermitteln sie uns Sicherheit, wenn unsere Strukturen oder jene der Gesellschaft schneller Veränderungen unterworfen sind.

Abbildung 3 Von der Kluftwand abgebrochen, rekristallisiert und danach angelöst.

Nirvana Quarze™
In der amerikanischen Steinheilkunde bin ich auf den Begriff der Nirvana Quarze (auch Eis Quarze genannt) gestossen. Robert Simmons (2015) beschreibt diese als eine Gruppe von Quarzen mit Wachstumsbehinderungen, welche aus dem Kullu Distrikt in Indien stammen. Sie würden dort im Himalaya seit 2006, auf einer Höhe von 18'000 Fuss gefunden. Nach einer Durchsicht der Bilder im Buch sowie im Onlinehandel wurde mir bewusst, dass es sich bei diesen Nirvana Quarzen mehrheitlich um angelöste Quarze handelt. Bei einigen sind nur Wachstumsbehinderungen sichtbar, viele weisen jedoch zusätzlich oder ausschliesslich Anlösungsspuren auf.

Ob es sich bei dem Phänomen der Nirvana Quarze nur um eine Marketingstrategie der Mineralienhändler handelt, kann ich nicht abschliessend beurteilen, da mir kein Exemplar aus dem Himalaya vorliegt. Ich kann jedoch bestätigen, dass meine Exemplare, welche aus der Schweiz und Österreich stammen, optisch identisch mit den Angebotenen aus Indien zu sein scheinen.

Interessanterweise fand ich einige Übereinstimmungen in den beschriebenen Wirkungen der Nirvana Quarze, mit denen, welche ich den angelösten Quarzen zuschreibe.

Erste Wahrnehmungen
Methodik: sensitiv-medial
Bei der Testung der angelösten Quarze zeigte sich zuerst ein flaues Gefühl in der Magengrube begleitet von innerer Anspannung, Trauer, Angst, Unruhe, Besorgnis, Druck auf dem Herzen, innere Zerrissenheit, Machtlosigkeit sowie dem Gefühl, angegriffen zu werden. Ich spürte jedoch auch eine innere Widerstandskraft. Für einen kurzen Moment erschienen Bilder von Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschlag), von Tod und Zerstörung.
Danach konnte ich mögliche Wirkungsbereiche wahrnehmen.

Mögliche Wirkungsbereiche
Methodik: Analog, sensitiv-medial
•    Vermittelt Sicherheit bei Bedrohungsempfinden.
•    Unterstützend bei Trauer durch Verlust, sowie Zukunfts- und Existenzängsten.
•    Unterstützt bei starken Ängsten in Zusammenhang mit Verletzungen, der Vergänglichkeit oder dem Sterben.

•    Vermittelt Urvertrauen und Widerstandskraft.
•    Unterstützt das Aufarbeiten alter «Wunden» psychologischer Natur. Hier wäre eine Kombination mit Obsidian denkbar.

•    Unterstützt das Loslassen von Dingen oder Personen.
•    Lenkt den Fokus vom Materiellen in Richtung geistiger Werte.
•    Hilft ein «ätzendes» Umfeld zu überstehen.

•    Unterstützend bei der Bearbeitung des Themas sich «nicht ganz» zu fühlen.
•    Fördert die Akzeptanz von eigenen körperlichen oder auch psychischen Makeln.
•    Unterstützt in Zeiten, in welchen starke, gesellschaftliche Veränderungen vorherrschen oder die gewohnte Ordnung zusammenbricht.

Die Botschaft
Methodik: sensitiv-medial
Die folgende Botschaft habe ich während dem Aufenthalt im Steinkreis erhalten und sogleich niedergeschrieben. Ich habe danach keine Änderungen am Text vorgenommen.

«Ich war da, nun bin ich fort. Jetzt zeige ich ein anderes Gesicht. Ich bin noch da! Ich habe überlebt. So wie ich überlebt habe, wirst auch du überleben. Ich gebe Dir die Widerstandskraft, die Zähigkeit um die widrigsten Umstände (Umwelteinflüsse) zu überstehen und gestärkt daraus zu gehen.

Niemand kann Dir wirklich etwas antun. Niemand kann Dich töten. Du bist und bleibst auch wenn Du die äussere Form veränderst. So wie ich es tat. Ich konfrontiere Dich mit deiner Endlichkeit, denn so wie ich mich teilweise aufgelöst habe, so wirst Du deine jetzige Form verlieren. Dich wieder auflösen.

Das «ich bin» kann niemals ausgelöscht werden. Schau mich an, ich bin immer noch da und kraftvoll. Lasse Dich nicht vom äusseren Schein der Dinge täuschen. Ich bin gekommen, um wieder zu gehen. So wie Du. Dieser Schmerz, der Tief in euch Menschen steckt. Die Angst vor dem Ende. Die Angst vor Vergänglichkeit und Tod. So tief steckt sie in Euch. Sie ist jedoch, wie alles in der Materie, eine Täuschung.

Die Einflüsse der Umgebung können für Deine Entwicklung förderlich sein oder einschränkend wirken. Ich helfe Dir einen Weg zu finden, Dich anzupassen, wenn nicht alles zu Deinem Besten steht. Ich helfe Dir die nötigen Widerstandskräfte zu mobilisieren und einen Weg zu finden, auch wenn alles schief zu laufen scheint.

In mir steckt immer noch das Potential, der kosmische Bauplan zu meiner perfekten Form. Nun kann ich mein Äusseres nicht mehr ändern. Ich kann jedoch Dich an deinen perfekten Bauplan erinnern. Sieh Dich an, was sind deine körperlichen und seelischen Narben? Hindern sie Dich etwa, dein inneres Potential zu leben? Dein Feuer zu entfachen? Aufzustehen und loszulaufen, in die Richtung deiner Bestimmung?

Schaue meine Narben an. Ich wurde angelöst, habe meine Form verloren. Dennoch trage ich nun diese Erfahrung als Kraft in mir. Das Leben ist endlich, zumindest hier in deinem jetzigen Erdenkörper. Ich helfe Dir beim Abschiednehmen, sei es von Lebensumständen oder anderen Personen. Ich helfe Dir, das Bewusstsein für den Fluss des Lebens, die Strömung des Seins zu entwickeln. Alles kommt und (ver-) geht. Ich erleichtere Dir den Übergang in andere Formen des Seins, denn dem Tode war ich nahe.

Ich helfe Dir den Mut zu finden, um weiter zu machen, auch wenn alles ganz schwierig zu sein scheint. Auf das Du deine Weisheit wiederentdecken kannst, so wie ich meine entwickelt habe. Setze sie ein, zum   Wohle aller Wesen.

Quellen
Gienger, Michael (2013). Das neue Lexikon der Heilsteine. Bergkristall
Rykart, Rudolf (1977). Bergkristall. Form und Schönheit alpiner Quarze
Simmons, Robert (2015). The Book of Stones. Revised & Expanded Edition.

Autor
Manuel Litschi
Dipl. Pflegefachmann HF, Schwerpunkt Psychotherapie
Referent an der Heilsteinschule Schweiz
manulitschi(at)hotmail.com

Bilder
Alle verwendeten Bilder stammen vom Fotografen Patrick Usseglio.
patrick-usseglio.ch

Herzlichst
Bruno Vogler-Pfeiffer