Identifikation - Zugehörigkeit - Selbstbegrenzung
von Bianka Maria Seidl -
„Wir in Bayern sind der Auffassung, dass ...“, „Wir Deutschen“, „Wir, die Industrienationen“ und so weiter. Hier findet die Identifikation des Individuums mit dem Bewusstsein der Masse statt. Wie sieht das bei dir aus? Richtest du dich nach den Spielregeln der Gesellschaft? Übernimmst du oft die Meinungen anderer, wie z.B. aus der Presse, den Medien und schließt dich ihnen an? Orientierst du dich an dem, was „man“ sagt, tut und meint?
Es ist immer der Mangel an eigener Identität, der dazu führt, sich der Masse anzuschließen. Dieser Prozess vollzieht sich von Geburt an wie von selbst, weil Kinder das nachmachen, was ihnen vorgelebt wird. Das Vorsagen ist hier weniger prägend.
Später dann, wenn die Sturm- und Drangzeit der Pubertät vorbei ist und der Ernst des Lebens beginnt, haben wir uns eingeordnet ins große Alltagsgetriebe, in dem wenig Platz für die Kür des Lebens bleibt. Dann reiht sich Gewohnheit an Gewohnheit, Pflicht an Pflicht, Termin an Termin.
Wird die Zwanghaftigkeit dieser Lebenssituation irgendwann als beschwerlich und belastend empfunden, ist der Kurswechsel nicht ohne größeren Kraftaufwand zu bewerkstelligen. Häufig fehlt es an Mut und Energie. Beim Versuch, aus dem Kreislauf heraus zukommen, wird eine schnellere Gangart eingelegt, um Zeit zu gewinnen. Zeit für das Leben, das wir in dem Moment bereits wieder auf später verschoben haben. Auf irgendwann in die Zukunft.
Doch die Rechnung geht nicht auf. Das Gesundheitskonto wird stark strapaziert. Ist es schließlich im Minus, versuchen wir es mittels Arzt- und Heilpraktikerbesuche wieder in die Balance zu bringen. Das Geld, das wir bisher verdient haben, um irgendwann gut leben zu können, wird für das Gesundwerden ausgegeben.
Die Identifikation mit dem Massenbewusstsein gibt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit, so lange wir die Heimat in uns selbst noch nicht gefunden haben. Vielleicht gehörst du schon zu der kleineren Gruppe von Menschen, die ihre Einzigartigkeit erkennen und ihr Ausdruck verleihen. Dann hast du dich schon ein Stück weit von der Identifikation mit der Masse gelöst und bist auf deiner eigenen Spur, auf dem Weg zu deinem Selbst.
Die Masse bietet Schutz. Sie schenkt uns eine Identität. Doch das hat seinen Preis. Wir müssen uns den gesellschaftlichen Normen anpassen. Dabei verleugnen wir oft das Wesen in uns und ignorieren unsere individuellen Bedürfnisse. Wir tun Dinge, ohne dass sie uns etwas bedeuten, ohne dass wir sie wirklich tun wollen. Wir tun sie, weil man es eben so macht, weil andere es so von uns erwarten.
Das ist Fremdbestimmung. Ja, wir sind in vielerlei Hinsicht fremd bestimmt. Die einen mehr, die anderen weniger. Wir leben nicht das, was unserem Wesen entspricht. Wir identifizieren uns mit etwas, und das ist immer eine Begrenzung unserer selbst, ein Konzept, eine Vorstellung, ein geistiges Konstrukt, das zwischen uns und unserem wahren Selbst steht.
Erlaube dir, frei zu werden von jeglicher Identifikation, und du wirst, wenn du bewusst bist, bemerken können, dass sich dein Ego gegen dieses Vorhaben aufbäumt. Es fürchtet um seine Existenz. Es interveniert über den Verstand, der argumentiert, bewertet und verurteilt.
Du machst dir ein Bild von dir selbst. Meist so wie es die Normen der Gesellschaft, der Masse, erfordern. Nehmen wir an, du bist anständig, ordentlich, pünktlich und leistungsbewusst. Das ist deine Konditionierung aus der Kindheit, bedingt durch die Erziehung. Dafür wurdest du gelobt und geliebt. Im Laufe der Jahre hast du diese Konditionierung so verinnerlicht und dich so stark damit identifiziert, dass du dieses Bild von dir hast und du dich dafür auch hältst.
Das sind jetzt deine Vorzüge. Du zeigst sie nach außen. Die ungeliebten Facetten deiner selbst hältst du vor anderen verborgen. Dafür wurdest du in deiner Kindheit zurechtgewiesen, beschimpft oder sogar bestraft. So hast du diese ungeliebten Eigenschaften abgestellt, sie ins Dunkle verdrängt. Hier im Unbewussten geraten sie in Vergessenheit und erst über die Projektion gelangen sie später wieder ans Licht.
Sie begegnen dir im Außen und du begegnest ihnen mit Ablehnung, Widerstand und Kampf. So regst du dich über Menschen auf, die unordentlich sind, die es mit der Zeit nicht so genau nehmen, die in deinen Augen faul sind, weil sie mit Leistung wenig am Hut haben. Du bekämpfst dich selbst und du richtest dich in zweifacher Hinsicht. Zuerst richtest du dich nach den Normen der Gesellschaft, nach den Erwartungen deiner Familie und später nach denen deines Partners. Wenn du dann diese selbst auferlegten Maßstäbe, es recht machen zu wollen, nicht erfüllst, dann richtest du dich selbst. Du verurteilst dich, setzt dich dabei erneut unter Druck.
• Schau nun bei dir selbst.
• Was kommt dir im Außen immer wieder entgegen und erzeugt unangenehme Gefühle in dir?
• Was bekämpfst du?
• Worüber regst du dich bei anderen leicht auf?
Merke dir: alles, worüber du dich länger als eine viertel Stunde ärgerst, hat zu einem Teil in deinem Inneren eine Resonanz. Somit zeigt es dir ein Thema an.
Erkenne deine ungeliebten Seiten und nimm sie zu dir. Viele dieser unschönen Seiten haben wir in der Kindheit einfach durch Imitation übernommen, sehr oft von unseren Eltern. Als ihre Kinder zeigen wir ihnen als Spiegel ihre eigenen ungeliebten Seiten. Würden die Eltern dies so erkennen und ihre Schattenseiten integrieren, hätten wir sie als Kinder wieder abgeben können.
Doch so sind sie uns geblieben und nicht selten wurden wir für diese ungeliebten Seiten der Eltern sogar noch bestraft. Zu unangenehm war der Blick in den eigenen Spiegel und schnell musste dem eine Grenze mittels Strafe gesetzt werden, so dass sich dieser Teil nie mehr zeigen möge.
Geklappt hat das natürlich nicht. Allerdings tragen wir jetzt als Erwachsene diese verdrängten Seiten in uns und ab und zu tauchen sie auf und erzeugen Stimmung. Dann ist unsere Umwelt und auch wir selbst mehr als überrascht darüber.
Gerade in der heutigen modernen Zeit, in der das Leben immer schneller zu laufen scheint, ist es nicht mehr möglich diese verdrängten Seiten weiterhin unter dem Teppich zu halten. Vielmehr befinden sich viele Menschen in einer Art Schleudergang, wobei das Innerste nach Außen gestülpt wird. Im Grunde genommen ist das heilsam, wenngleich es im Außen nach Chaos aussieht.
Die heutige Zeit birgt eine enorme Chance für all jene, die sich dem Leben stellen und die Veränderungen in ihrem Leben begrüßen, statt ihnen Widerstände zu leisten. Glücklich in der Zeit sind jene, die mit dem Fluss des Lebens schwimmen, statt gegen ihn und der große Strom des Lebens hat im Moment eine enorme Kraft und Geschwindigkeit.
Wer sich ihm anvertraut erfährt sich selbst und das Leben auf gänzlich neue Weise. Wohl an denn, Herz, nimm Abschied und gesunde. Mit den Worten von Hermann Hesse aus seinem Gedicht „Stufen“ beende ich diesen Artikel.
Wer Lust hat, seinen ureigensten Traum zu entdecken und damit verbunden sein ureigenstes Ding zu machen, seinen ureigensten Wesen zu leben, kann sich im Online-Coaching-Kurs „Entdecke und lebe deinen Traum – Kraftvoll durchstarten gemäß dem Motto: Jetzt bin ich dran!“, der am 02.01.2015 startet, Inspiration, Methoden und Werkzeuge dazu holen. Mehr dazu in einem Info-Webinar am 04.12.2014 - 19 :00 h.
Ausführliche Informationen gibt es auf meiner Website unter
yoya-bewusstsein.de/lebe-deinen-traum.html
In Verbundenheit
Bianka Maria Seidl