Arbeitsblatt Liebe und Schmerzkörper.
von Bärbel Mechler -
Wer sich erlauben kann, sich selbstkritisch zu betrachten, der wird feststellen, dass er weniger das Opfer von anderen ist, sondern eher seinem eigenen Schmerzkörper auf den Leim gegangen ist.
Wenn Sie wahrnehmen, was aus Ihnen selbst kommt und zu Ihrer eigenen Geschichte gehört, dann legen Sie nicht weiter Ihrem Partner Verantwortung auf seine Schultern, die er nicht tragen kann und auch nicht tragen muss.
Jeder ist für sich selbst aufgerufen, seine alten Muster aufzulösen. Und der Partner sollte sich an Ihrer Liebe erfreuen dürfen, und nicht an Ihren Kindheitserfahrungen verzweifeln.
Deshalb ist es für eine erfüllende Partnerschaft unverzichtbar, zwischen Liebe und Schmerz differenzieren zu lernen.
- Rufen Sie sich eine Situation in Erinnerung, in der Sie sich durch Ihren Partner verletzt fühlten.
Z.B.: Er hat mich abgewiesen, er ging nicht auf meine Bedürfnisse ein …
- Wann haben Sie zuvor schon diese Art von Verletzung gespürt? Gehen Sie zurück bis in Ihre Kindheit.
Z.B.: Wenn ich als kleines Kind etwas erzählen wollte, schickte mich meine Mutter/mein Vater weg …
- Benennen Sie diesen Schmerz
Z.B.: Ich werde nicht geachtet, meine Bedürfnisse sind unwichtig …
- Wie reagiert Ihr Schmerzkörper auf die Verletzung?
Z.B.: Ich gebe die Verletzung weiter, ich verteidige mich, ich bin wütend …
- Versuchen Sie einmal Ihren Partner mit den Augen eines neutralen Beobachters zu sehen. Können
Sie mit diesem inneren Abstand erkennen, dass sein Verhalten auch nur eine Reaktion auf seinen
eigenen Schmerzkörper ist und mit Ihnen eigentlich gar nichts zu tun hat?
Z.B.: Er reagiert immer abweisend, wenn es um Gefühle geht, er hört auch anderen nicht zu …
- Können Sie sich vorstellen, den Schmerzkörpers Ihres Partners zu respektieren, ohne ihn jedes Mal
auf Ihre Person zu beziehen?
Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach, wie befreiend es ist, nicht jeden Ball aufzufangen, der Ihnen zugeworfen wird, und wie schön es ist, Ihren Partner in seinem Schmerz beizustehen, anstatt ihn noch zusätzlich zur Verantwortung zu
ziehen …
- Wie würden Sie sich idealerweise gerne sehen, wenn Ihr Partner unangemessen reagiert?
Z.B.: Ich würde mich am liebsten ganz ruhig verhalten und verstehen können, was gerade mit ihm
geschieht, anstatt ihn zu verurteilen …
- Wie könnten Sie Ihren Partner bitten, Ihnen bei der Auflösung Ihrer schmerzlichen Gefühle zu helfen?
Z.B.: Was Du gerade sagst, aktiviert meinen Schmerzkörper. Lass uns gemeinsam versuchen den
Konflikt aufzulösen …
Sie sehen bestimmt schon an diesen Beispielen, wie viel Ihre Emotionen mit Ihnen zu tun haben, und dass Sie lernen können, selbst gut für Ihre Gefühle zu sorgen. Natürlich bedeutet das nicht, dass Sie sich als Opfer zur Verfügung stellen. Es bedeutet nur, dass Sie selbst entscheiden, durch was und durch wen Sie sich berühren lassen möchten.
Selbstverständlich ist das nur ein Anfang auf einem langen Weg, aber allemal ein sehr vielversprechender. Setzen Sie die Übungen mit ähnlichen Beispielen fort und wachsen Sie mehr und mehr aus alten destruktiven Überzeugungen heraus. Was glauben Sie, wie sehr sich Ihr Partner freut, wenn er sich nicht mehr rechtfertigen und das Gefühl haben muss, nicht gut genug zu sein. Ihre Beziehung wird dadurch unglaublich gewinnen. Und Sie selbst kommen wieder mit Ihrer eigenen Schönheit in Berührung.
Herzlichst
Bärbel Mechler
Zum Artikel "Aber ich liebe dich doch …"