Die Würde das Alltäglichen
von Stefanie Menzel -
Die Würde das Alltäglichen.
Wir essen Pommes und beschäftigen uns damit, dass wir Pommes essen. Die Kartoffelstäbchen sind also der Inhalt unserer Tat. Der Sinn hinter der Tat besteht aber darin, unser Hungergefühl zu stillen und unserem Körper Nährstoffe zuzuführen.
Wir bekommen einen Schnupfen. Die laufende Nase und der kratzende Hals sind also der Inhalt dieser Erfahrung. Der Sinn dahinter ist, dass unser Körper uns auf etwas aufmerksam machen will. Er nutzt die Krankheit, um Ruhe einzufordern, die er vielleicht alleine durch das Gefühl von Stress und Überlastung nicht bekommen hat.
Die Würde und der Sinn hinter Krawallen
Wie bei Krankheit und Pommes war es auch beim G20-Gipfel in Hamburg. Es gab Krawalle, Brutalität, Chaos und Verletzte. Und wir sind gut damit beschäftigt, uns mit dem Inhalt zu beschäftigen: Wir suchen nach den Tätern, weisen Schuld zu, geben Verantwortung ab und wir ärgern uns über die vielen Dinge die zerstört, die vielen Menschen die verletzt wurden.
Es wird aber Zeit, dass wir uns neben dem Inhalt auch mit dem Sinn auseinandersetzen. Brände, Zerstörung und Gewalt machen deutlich: Da stimmt etwas nicht. Und so schwer es ist, den Sinn hinter Gewalt und Zerstörung zu sehen, so wichtig ist es, dass wir es tun. Wir müssen verstehen, dass dort Menschen handeln, die sich nicht gesehen, nicht verstanden und nicht beachtet fühlen. Nur wer lange das Gefühl kennt, übersehen und überhört zu werden, greift bei der Demo zum Molotow-Cocktail statt zum Pappschild.
Die Würde fehlt
Was bei den Ausschreitungen schief gelaufen ist, ist nicht zu sehen, wenn man sich nur das G20-Wochenende anschaut. Man muss weiter zurückgehen, um zu sehen: In unserer Gesellschaft fehlt Würde.
Und Würde fängt bei jedem von uns an. Denn nur, wenn wir uns unserer Würde bewusst sind, uns selbst, unsere Bedürfnisse und Wünsche kennen und achten, können wir auch würdevoll mit unseren Mitmenschen umgehen.
Für die Polizisten im Einsatz ist die Würdelosigkeit am härtesten zu spüren. Sie stehen zwischen den Fronten, sollen jedem gerecht werden und sind ständig harter Kritik ausgesetzt, egal, wie sie agieren. Sie sind die Leidtragenden einer Entwicklung in unserer Gesellschaft, in der zu viele Menschen zu lange nicht gesehen wurden.
Würde und ein Pappschild statt Würdelos und ein Feuerzeug
Dass sich so viele Menschen in unserer Gesellschaft, ob rechts oder links, nicht gesehen fühlen, bedeutet, dass sie zu lange nicht ernst genommen wurden. Wir müssen nicht alle Großkonzerne abschaffen, die Polizei und unseren Staat infrage stellen oder die Grenzen für Flüchtlinge dicht machen, um diese Menschen ernst zu nehmen.
Wir müssen ihnen aber auf Augenhöhe begegnen, ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen, auch wenn es uns schwerfällt, sie zu verstehen.
Es wird niemals die eine perfekte Lösung für alle geben; das steht fest. Aber wer sich an- und ernstgenommen fühlt, wird sicherlich nächstes Mal doch zum Pappschild und nicht zum Feuerzeug greifen.
Lasst uns nicht bekämpfen, sondern hinsehen. Lasst uns nicht verurteilen, sondern verstehen. Lasst uns uns mit unserer eigenen Würde beschäftigen, dann können wir eine würdevolle Welt erschaffen, in der das gemeinsame Leben fruchtbar ist und Freude bringt.
Hier habe ich den Artikel "Was ist Würde? - Warum Würde? - Wie fühlt sich Würde an?" für weitere Sichtweisen zu Thema würdevoll sein.
Herzlichst
Stefanie Menzel
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