Ein reiches Leben
ein Mensch, der bereichert, und ein Werk, das uns alle reicher macht
Bert Hellinger wurde am 16. Dezember 93 Jahre alt. Er hat seine Biografie geschrieben und hinterlässt uns seine Lebensweisheit: „Leben und Sterben sind einerlei, denn in beiden sind wir gleichermaßen im Einklang mit dem, was bleibt. – Leben im Angesicht des Todes ist daher Leben im Angesicht von Abschied. Doch ist dieser Abschied kein Verlust, er ist Vorwegnahme der kommenden Fülle. Und er ermöglicht Zukunft. Wir könnten auch sagen, er führt uns zurück zum Anfang, so wie der Tod. Das ist hier alles das Gleiche. Uns gelingt dieser Abschied, wenn wir das Ganze, Leben und Tod, Kommen und Gehen, Vergehen und Bleiben feiern wir einen Lobgesang.“
Das ist auch die Essenz der Arbeit im Rahmen des Original Hellinger-Familienstellens. Nach den Erfahrungen der Ordnungen der Liebe (Erste Ordnung: Das Recht auf Zugehörigkeit; zweite Ordnung: Die Rangordnung; dritte Ordnung: Der Ausgleich von Geben und Nehmen) und der Aufstellungen im Dienste der Versöhnung sowie der vielfältigen Anfeindungen gibt es nun das „NEUE FAMILIENSTELLEN“, bei dem im Unterschied zum klassischen Familienstellen die Stellvertreter nur noch selten gefragt werden, wie sie sich fühlen. Statt der ganzen Familie wird oft nur ein Stellvertreter aufgestellt, der sich ganz der inneren Bewegung überlässt, wie sie ihn von innen und außen erfasst. Auch die Fragen nach Gefühlen entfallen genauso wie die Fragen nach Ängsten und Erwartungen.
Es gibt keinen Zielgedanken mehr, der vom Klienten vorgegeben wird und in dessen Dienst sich der Aufstellungsleiter stellt. Alles wird den Bewegungen überlassen, wie sie der Stellvertreter spürt. So wird er genauso wie der Klient zum Medium, das von einer anderen Macht ergriffen und geführt wird – und diese Macht ist eine Macht der Liebe, die alle Trennungen aufhebt. Unterscheidungen von Gut und Böse gelten nicht mehr. Das führt zu Lösungen, die vorher nicht möglich waren und die reinem Zen-Verständnis entsprechen, denn hier ist längst verinnerlicht, dass Getrenntes auf einer höheren Ebene zusammenführt. Und so wird beim Neuen Familienstellen Besser und Schlechter überwunden. Im Einklang mit dem Geist wenden wir uns allem zu, wie es ist.
Bert & Sophie Hellinger
So ist es ein Weg, Grenzen zu überschreiten, auch die Grenzen zwischen Völkern. Über die Unterschiede, über die Gräben hinweg reichen sich die einstigen Feinde die Hand und lernen sich wertschätzen, indem Vorurteile überwunden werden. Opfer und Täter werden miteinander versöhnt. Alles, was ist, erfährt sich in einem Gesetz; so wie es Johann Wolfgang von Goethe vortrefflich in Worte fasst: „So wie am Tag, der dich der Welt verliehen, die Sonne stand zum Gruße der Planeten, bist alsobald und fort und fort gediehen nach dem Gesetz, nach dem du angetreten. So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen. So sagten schon Sibyllen, so Propheten. Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt geprägte Form, die lebend sich entwickelt.“
Weil dies die Grundlage der Hellinger-Arbeit ist, bin ich sicher, dass Bert Hellinger bald in den Olymp der Weisheitslehrer aufgenommen werden wird, wo er zum Beispiel C.G. Jung, Graf Dürckheim, Friedrich Weinreb, Heraklit und Laotse auf gleichberechtigter Ebene begegnen wird. Sein Tao entspricht den Erkenntnissen all der Genannten: „Handelt und sprecht nicht wie im Schlaf….Wachende leben in einer Welt gemeinsam, Schlafende jeweils in einer Welt für sich. Allerdings: Wachend sehen wir nichts als Tod, schlafend nichts als Träume...
Der Weise sieht ein: Gott ist Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden, Überfluss und Mangel….Schaut: Tag und Nacht sind ihrem Wesen nach eins. Der Weg nach oben und der Weg nach unten ist ein und derselbe….in einem Kreis sind Anfang und Ende eins….Gut und Böse rolle zu einer einzigen Kugel und wirf sie weg!“
Diese tiefe Erkenntnis teilt Bert Hellinger mit seiner Frau Sophie, die nun sein Erbe angetreten hat und ihr ganz Eigenes hinzufügt. Ich habe sie gerade zusammen mit Lara (Weigmann) in Sao Paulo/Brasilien beim 1. Internationalen Kongress der Hellinger-Schule erlebt. Für sie gilt, was Bert Hellinger schon immer sagte: „Was wirkt, setzt sich durch.“ Er bezog das auf die Hellinger-Arbeit, doch dafür steht Sophie als glaubwürdige, superintelligente, venusisch-schöngeistige, ihrem Mann folgende und nun zur Nachfolge berufene Frau. Sie wird die Zukunft der Liebe dienend gestalten. Das „Haus“, das Hellinger-Vermächtnis, ist bestellt und bereit. Und wie! Es ist begeisternd, was mittlerweile in der Welt in Bewegung gesetzt ist. Abertausende nutzen die Hellinger-Arbeit in Medizin, Rechtswissenschaft, Familie und Organisation.
In Brasilien waren es beim Kongress mehr als 500 Menschen, für die Sophie Hellinger und die „Stars“ unter jenen, die die Aufstellungen leiten (Gerhard Walper, Wolfgang Deusser, Joel Weser, Thomas Wittig), die Tiefenwirkung der Hellinger-Arbeit aufzeigten. Sie brachten das Unterste nach oben, d.h. das Unbewusste nahm Gestalt an, wurde über den Körper und dessen Bewegungen sichtbar, berührte und ließ die individuellen Seelen im Gleichklang höher schlagen.
Wer könnte sich der Wirkung solcher Worte entziehen, wie sie Gerhard Walper zu Beginn der fantastisch organisierten Veranstaltung für Bert und Sophie Hellinger und deren Arbeit fand: „Ich fühle mich mit etwas ganz Großem verbunden. Dieses Große, diese schöpferische Macht, wirkt in jedem Menschen. Bert hat uns damit in Berührung gebracht und Sophie lehrt uns, wie wir mit dieser Kraft im Dienste der Liebe etwas bewirken können. Beide vermitteln uns: Ohne Liebe ist alles umsonst. Wir Aufstellungsleiter fühlen uns im Dienst von Bert und Sophie Hellinger und im Dienste dieses Geistes, der Liebe und des Lebens.
Und das Wesentliche erfahren wir über die dadurch ausgelöste Bewegung: die Bewegung der Liebe. Bei jeder Aufstellung geht es um uns alle, nicht nur um einen Einzelnen. Es geht nicht um ein Ich, sondern für ein Wir. Dabei werden wir vom Mitgefühl mitgenommen. Ich als Aufsteller schaue zu und fühle mit: wie alle. Auf diese Weise kommen die zusammen, die getrennt sind. Wir müssen aber ganz da sein. Ganz da sein! Ganz schutzlos müssen wir uns voller Liebe dem Geschehen zuwenden und öffnen.“
Kernsätze zu dem, was die DNA in der Aufstellungsarbeit ist, fand Sophie Hellinger selbst. Sie sagte: „Die Aufstellung kommt aus einer anderen Dimension, um Frieden in die Welt zu bringen. Als Aufsteller habe ich folglich eine große Verantwortung. Dazu muss man wissen, dass es im Familienstellen eine Matrix gibt, und diese Matrix sind die Ordnungen der Liebe. Wenn ich dagegen verstoße, wird meine Seele, mein Herz, darauf antworten. Seid gewiss, es existiert in allen Lebensbereichen nichts anderes als Bewegung, und als Aufsteller bringen wir nur die Wahrheit ans Licht: die geheimen Bewegungen der Seele.“
Joel Weser ergänzt: „ Nur wenn wir weit schauen, finden wir unseren Platz im Leben. Dazu gehört, die persönliche Identifikation mit den Gefühlen loszulassen und wahrzunehmen, dass uns zum Beispiel Wut nicht alleine gehört, denn jeder kennt sie im Leben.“
Alle, die in Brasilien die Hellinger-Arbeit in den verschiedenen Lebensbereichen einbringen, machen deutlich: „Zum Familienstellen kommen die Leute, weil sie unter Ihresgleichen sind und eine Lösung suchen.“ Sie stellen fest: „Im Neuen Familienstellen reden wir nicht mehr über Energien oder Materie, sondern über Informationen. Wir sind in einer Informationswolke, die uns umgibt, und wir sind Teil davon. – Dieser Informationsnebel ist irgendwo und ist nicht klar. Ich fühle aber, dass irgendetwas ist (die hinter mir liegende Vergangenheit) und habe jetzt eine Information, die in die Zukunft ragt. So werden die Informationen, die nicht klar sind, in der Zukunft erkennbar und sichtbar.“
Aus meiner Sicht einfacher ausgedrückt: Wir haben eine vorgeburtliche Existenz, kommen auf diese Welt und es ist zunächst nicht klar, was wir dort zu erleben haben. Von Augenblick zu Augenblick gehen wir in die Zukunft und es deckt sich auf, was bis dahin in der Wolke, im Nebel war. Es wird klar. So werden wir älter und werden im Kreislauf des Lebens über die Jugend, das Erwachsenen- und Greisen-Alter wieder wie die Kinder (finden wieder heim in die Vergangenheit). Auf einer neuen Ebene geht es weiter – immer weiter: zurück in die Zukunft.
„In einem (Lebens-)Kreis sind Anfang und Ende, Vergangenheit und Zukunft EINS.“
Bert Hellinger: Mein Leben. Mein Werk.: Der Begründer der Familienaufstellung. Ariston Verlag - 304 Seiten - ISBN: 3424201952
Fazit für mich persönlich:
Es gibt derzeit keine bessere Lebenshilfe als das Original Hellinger-Familienstellen. Warum? Weil es die Gesetze des Lebens in ihrer Folgerichtigkeit aufnimmt: Polaritätsgesetz, Resonanz-Gesetz, Gesetz der Anziehung – und das alles auf der Basis von Liebe = Leben. Und in meiner persönlichen Essenz gipfelnd, dass auch meine persönlichen Erfahrungen, die ich während der Gestalt-Ausbildung auf der Basis von Virginia Satirs Aufstellungskriterien 1982/83 machte, meisterlich von Bert und Sophie Hellinger übertrumpft werden. Sie erfuhren die Gnade des Verstehens größerer Zusammenhänge. Mutig und demütig erfüllten und erfüllen sie den Auftrag, dem Leben zu dienen.
„Wie sollt ich meine Seele halten, dass sie nicht an ihre rührt?“
Herzlichst,
Wolfgang Maiworm