Anerkennung: Die Vorstellung von Erfolg und Karriere.
von Dr. Sanita Schröer -
Vorstellung von Erfolg und Karriere.
Mit dem heute gängigen Karrierebegriff ist die Vorstellung verbunden, dass man in der Regel nur nach gesellschaftlich anerkannten Maßstäben erfolgreich ist. Zudem wird Erfolg mit „etwas erreicht haben“ gleichgesetzt, wobei die Anerkennung durch andere Menschen dabei entscheidend ist.
Doch was heißt das eigentlich, „etwas erreicht zu haben“?
Wer entscheidet darüber, was als anerkannt gilt und was nicht?
Wer hinterfragt, ob das, was wir durch gesellschaftliche Vorgaben initiiert anstreben, im Einklang mit unserer inneren Wahrheit ist?
Wen interessiert die Frage, ob wir bei all unserem Streben wirklich glücklich sind?
Der Wunsch, den Erwartungen anderer zu entsprechen, ist ein Garant dafür, dass wir einen Weg gehen, der nicht unser eigener ist. Je mehr wir gesellschaftlich integriert sind oder je weiter wir die Karriereleiter erklimmen, desto größer ist zudem unsere Investition.
Und je mehr wir investiert haben, desto schwieriger wird es, etwas zu hinterfragen, das wir über Jahre aufgebaut haben. Vielleicht stellen wir in einem ruhigen Moment fest, dass es Sinn macht, neue Wege zu gehen. Jedoch ist das Ausmaß unserer Verstrickung - wir nennen es dann Verpflichtungen - so groß geworden, dass wir keinen Ausweg mehr aus unserem eingeschlagenen und scheinbar festgefahrenen Weg sehen.
Vielleicht würden wir ja gerne, wäre das schöne Wörtchen „aber“ nicht. Die Benutzung des Konjunktivs ebenso wie die Verneinung wird zur Gewohnheit in unserem Sprachgebrauch.
Dabei wissen wir - oder wir erahnen zumindest - dass selbst eine erfolgreiche Karriereentwicklung auf Dauer nicht zu kompensieren vermag, wenn wir als Preis dafür vielleicht die Freude an der Arbeit, an uns selbst, an unserer Familie und an unserem Leben verlieren. Das Streben nach sozialer Anerkennung und/oder die Anhäufung von Geld und Status vermag dies nicht dauerhaft auszugleichen. Zahlreiche ebenso wie traurige Beispiele belegen dies.
Doch woher bekommen wir trotzdem immer wieder die Kraft, unseren eigenen Weg zu suchen? Diese Kraft kommt aus dem Sinn. Allerdings kann Sinn nicht von außen vorgegeben werden. Jeder Mensch muss den Sinn seines Lebens selbst finden. Ein eigenverantwortlich geführtes und mit innerer Zustimmung gelebtes Leben muss dabei und sollte auch keine Utopie sein. Doch es bedeutet, dass wir nach innen schauen müssen, wollen wir unseren eigenen Sinn finden.
Wir können uns hier und heute entscheiden, neue Wege zu gehen. Richtig ist wohl, dass es immer irgendwelche Zwänge und auch Routine in unserem Leben geben wird. Die äußeren Bedingungen mögen sich kurzfristig nicht grundlegend ändern. Unser erster Schritt kann jedoch darin bestehen, dass wir unsere Einstellung zu uns selbst und zu unserem Leben überdenken und uns für unsere eigene Sinnfindung interessieren.
Tatsächlich gibt es eine Art von „Karriere“, die jedem einzelnen von uns entspricht. Zudem ist sie konkurrenzlos, da wir einzigartige Wesen sind und Einzigartigkeit keine Konkurrenz kennt. Diese Art von Karriere mag uns nicht die gesellschaftliche Anerkennung geben, die wir zuvor suchten.
Jedoch spielt dies keine Rolle, wenn wir unserem wahren Wesen erlauben, die Führung in uns zu übernehmen und wir glücklich oder wenigstens zufrieden sind. Es ist eine Art von Karriere, in der wir uns auf uns selbst beziehen und uns nicht mit anderen Menschen vergleichen.
Diese Art von Karriere beinhaltet das Streben nach Selbsterkenntnis und spielt sich still und leise in unserem Inneren ab. Zu erkennen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen. Auf diesem Weg lernen wir zu unterscheiden zwischen dem, was wirklich zu uns gehört und dem, was uns von unserem wahren Wesen trennt. Es ist diese Selbsterkenntnis, die uns mit Freude erfüllt, mit Zufriedenheit und mit Sinn. Unsere Lebensbedingungen und Lebensumstände spielen dafür überhaupt keine Rolle.
Sind wir erst mit unserem Lebenssinn in Berührung gekommen, relativiert sich alles, was uns bis zu diesem Zeitpunkt als erstrebenswert galt. Dann betrachten wir es als unsere vornehmste Aufgabe, herauszufinden, was uns wirklich entspricht.
Eine wertvolle Orientierungshilfe können dabei unsere Empfindungen sein. An der Freude, die wir zum Beispiel bei unseren Tätigkeiten empfinden, können wir unsere Begabung erkennen. Lassen wir uns von unserer Freude leiten. Sie gibt uns Aufschluss über unsere Begabung, über das, was wir gerne tun, über unser mitgebrachtes Potenzial.
Wir brauchen einzig Aufmerksamkeit und Offenheit, um die unserem Wesen gemäße Aufgabe zu finden. Und dieser Findungs- und Umsetzungsprozess bedeutet nicht, etwas zu erzwingen. Es dauert einfach seine Zeit, bis wir durch Ausprobieren das Unsere finden. Unsere Empfindungen weisen uns den uns wirklich entsprechenden Weg.
Interessanterweise stellen wir dann oft genug fest, dass sich fast alles wie von selbst ergibt. „Plötzlich“ begegnen uns die „richtigen“ Menschen oder es entstehen die geeigneten Kontakte, die uns unterstützen, unser Potenzial zu leben. So stellen sich Erfolg und Karriere oft als ein Nebenprodukt der Entfaltung unserer Wesenskräfte ein.
Herzlichst
Ihre Dr. Sanita Schröer