Bewusstsein: Der Weg in die Angstgesellschaft.
von Norbert Paul -
Obgleich wir hier in Zentraleuropa kaum noch realen Gefahren durch anderen Menschen und die Natur um uns herum direkt ausgesetzt sind, sind die meisten Menschen, meist unbewusst, von zahlreichen Ängsten beherrscht. Und natürlich haben sich die realen Gefahren gegenüber früher verändert und sind in unserer technisierten modernen Gesellschaft andere als noch vor zweihundert Jahren.
Doch neben den realen Gefahren haben sich mit der Denaturierung der Menschheit, zahlreiche neue meist virtuelle Szenarien der Gefahr entwickelt, von denn nicht wenige planvoll inszeniert und benutzt werden.
Schon sehr früh haben einige Menschen erkannt, dass man mit Angst andere Menschen unterdrücken und zum eigenen Vorteil ausbeuten kann. Und so wie sich die Menschheit technisch und systemisch entwickelte, wurde auch das Machtinstrument Angst weiter entwickelt.
Heute findet man kaum einen Menschen nicht gleich einen ganzen Strauß von Ängsten mit sich herum trägt und das meist unbewusst. Der moderne Mensch hat Angst vor Terroristen, Extremisten, Andersgläubigen, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Unfällen, Epidemien, Wirtschaftskrisen, nicht den richtigen Job zu bekommen, nicht genug zu verdienen, Angst verlassen zu werden, keinen Partner zu finden, Angst vor Nähe, vor Berührung, davor man selbst zu sein, nicht anerkannt zu werden, nicht angepasst genug zu sein, keine Chancen und/oder Perspektiven zu haben, nicht dazu gehören zu können, Angst dem Arbeitgeber nicht zu entsprechen, Angst dem Partner nicht gerecht zu werden, den Kindern den Eltern, den Freunden und sonst wem der noch Forderungen an uns stellt.
Er hat Angst davor wie die Menschen über ihn Denken, Angst alleine zu sein, Angst mit allem allein fertig werden zu müssen und vieles mehr. Es gibt kaum einen Lebensbereich der davon ausgenommen ist.
Auch wenn heute ein scheinbarer Höhepunkt in der gezielten Nutzung der Angstmechanismen erreicht ist, war es ein durchaus langer Weg der hierhin führte. Diesen zu verstehen ist ein Teil, wenn nicht sogar die Grundlage, diese Fremdsteuerung zu erkennen und sich ihr zu entziehen und sich für ein freies und selbstbestimmtes Leben zu entscheiden.
Um nicht von der Urgeschichte bis heute zu referieren, möchte ich auf die für die heutige Situation wichtigen Ereignisse eingehen.
Die christliche Kirche hat wohl als erste in größerem Rahmen die Bedeutung von Angst als Machtinstrument erkannt und perfektioniert. Da jeder Mensch schon schuldig auf die Welt kommt muss er von Beginn seiner Existenz bis zu seinem Ableben Angst um sein Seelenheil haben. Einfach genial diese Idee.
Durch Folter und all zu weltliche Gewaltausübung wurde dem noch Nachdruck verliehen, denn nachdem man den Menschen von Gott getrennt hat, musste noch die Seele vom ach so unwürdigen und sündigen Körper getrennt werden.
Auf diesem Weg wurde Angst über Jahrhunderte hinweg bis heute, von der christlichen Kirche, wie auch in Folge von den anderen monotheistischen Religionen und den mit ihnen zum gegenseitigen Vorteil kooperierenden weltlichen Herrschern, tief in den Menschen verankert.
Ab dem sechzehnten Jahrhundert wurde ein weiteres Feld der Entmenschlichung eröffnet. Der durch die Kirche nicht mehr zu unterbindenden Forschungsdrang einiger Menschen, welche dieser nach Jahrhunderten der Unterdrückung nun beweisen wollten dass es keinen Gott und damit keine Grundschuld gibt, entwickelte sich in dieser Atmosphäre der Gegenbewegung zu einem anderen Extrem, die klassische, konfessionslose und objektive“ Wissenschaft war geboren.
Newton und Descartes etablierten ein radikales mechanistisches Weltbild, wobei Descartes eine mechanische Physis mit einer davon unabhängigen Seele sah, während Newton mechanische Gesetze als Begründung der Wirkung von nichtmateriellen Naturkräften auf materielle Körper sah.
Beide waren einerseits Konkurrenten, hatten aber auch Schnittmengen miteinander. Aus beiden zusammen entwickelte sich der Mechanismus, der Dualismus, die Analytik und die Iatrophysik. Wobei klar zu bemerken ist, dass dies nur ein überbewerteter Teil ihrer sonst zweifellos bemerkenswerten Arbeiten war.
Von da an gab es, neben der kirchlichen Sichtweise, diese ebenso schöpfungswidrige Sichtweise von mechanisch funktionierenden biochemischen Einheiten aus denen sich der Mensch, die Lebewesen im allgemeinen, die Natur und das Universum zusammen setzte und nach klaren mechanischen Prinzipien funktionierten.
Das Leben, gleich in welcher Form, wurde zum Modellbaukasten degradiert. Nichts hatte in diesem Weltbild eine Seele, nichts lebte, alles funktionierte nur bis es ganz oder teilweise kaputt ging, wobei kaputte Teile auszutauschen sind um die Funktion wieder herzustellen.
Dieses fatale mechanistische Weltbild wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Darwin noch deutlich verstärkt. Darwin glaubte durch seine Evolutionstheorie und Vererbungslehre bewiesen zu haben, dass der Mensch alleine das Produkt seiner Gene und in ständigem Kampf um Nahrung, Überleben und Fortpflanzung verstrickt ist.
Einzig darauf fixiert, ist er nur seinen Genen unterworfen und hat keinen Einfluss auf sich und sein Leben. Dies stärkte den Mechanismus und den Dualismus ungemein und führte zur endgültigen Mechanisierung des Menschen, seiner Bedürfnisse, seiner physischen-, geistigen-, emotionalen und seelischen Existenz. Der Stärkere frisst den Schwächeren und sorgt dadurch für den Fortbestand seiner überlegenen Gene. Nichts weiter als eine Gen-Verbreitungsmaschine die mit blutigen Zähnen und Klauen am funktionieren gehalten wird. Funktionierend, doch völlig sinnfrei.
Somit wurden die Menschen über Jahrhunderte auf allen Ebenen ihres Seins, entmachtet, entmündigt, auf austauschbare Funktionsbausteine reduziert. Und wenn man sich die z. B. Letzten 2000 Jahre ansieht, erkennt man tatsächlich, dass sich zwar die Technik, aber nicht der Mensch entwickelt hat.
Alles funktioniert heute nach mechanischen Gesetzmäßigkeiten, die Politik, die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Medizin, die Psychologie, der Alltag, usw. Gerade der Alltag ist geprägt von Abhängigkeiten, Pflichten, Zwängen, Verantwortlichkeiten in Dinge, Leistungen, Personen, Institutionen, und vieles mehr. All diese, in Verbindung mit der Entwurzelung des Menschen, erzeugt Ängste den gesetzmäßigen Vorgaben nicht zu entsprechen. Das Ziel von Wenigen, eine steuerbare und überwiegend folgsame Masse zu erziehen, ist scheinbar erreicht.
Erinnern wir uns, Angst sollte eigentlich nur ein Notprogramm für lebensbedrohliche Situationen sein, nun ist sie still und heimlich zu einem Dauerzustand geworden. Durch die totale Entmündigung, der Indoktrinierung alleine und isoliert, lediglich ein mechanischen Bauteil im Getriebe der Gesellschaft zu sein, keinen Einfluss zu haben, keine Selbstverantwortung, keine Selbstachtung und vieles mehr, ist tatsächlich eine manipulierbare, nur an der Oberfläche bewusstes Abbild eines Mensch entstanden. Und die subtile Steuerung sorgt dafür, dass wir das selbst so wollen und für erstrebenswert und gut befinden.
Doch das Leben lässt sich zwar ignorieren und überdecken, verleugnen und verschweigen, an den Rand drängen, doch es meldet sich immer wieder, bewusst oder unbewusst. Durch scheinbare Schicksalsschläge und Krankheit, die den Menschen aus dieser Tretmühle heraus reisen, ihm die Zeit verschaffen zur Ruhe zu kommen, nach zu denken, in Frage zu stellen, verschafft sich die Seele und das Göttliche, Raum und Gehör.
Viele der Menschen die durch diese Weckrufe gegangen und sie angenommen haben, bekommen eine neue Einstellung zum Leben, werden freier oder gar ganz frei von Angst, denn oft hat selbst der Tod für diese Menschen seinen Schrecken verloren. Somit ist jede Krise als Angstbefreiung und als Chance für Veränderung und Wandel zu sehen.
Glücklich ist derjenige, der das Spiel mit den Ängsten schon früher durchschaut und dadurch vor solchen Schicksalsschlägen verschont bleibt. Schauen wir uns einfach mal an, ob es denn wirklich Grund für diese Ängste, oder wenigstens einen Teil davon gibt.
Fragen Sie sich doch mal wovor Sie Angst haben, was Ihnen Angst macht und ob das wirklich begründet ist.
Wenn Sie Ihr tolles Auto verlieren, ist es den lebenswichtig für Sie? Fallen Sie dann Tod um?
Wenn Sie Ihren Job verlieren, fallen Sie dann Tod um? Wenn Ihre bisherigen Bekannten nichts mehr mit Ihnen zu tun haben wollen weil es gerade nicht so gut läuft, fallen Sie dann Tod um? Ich kenne auch niemanden der wirklich Tod umgefallen ist als die Beziehung in die Brüche ging.
Das Leben geht weiter und gibt ihnen durch diese Situationen die Möglichkeit sich zu fragen, ob es wirklich noch das war was Sie erfüllt und gut für Sie war.
Stellen Sie sich doch einmal vor, was Sie jetzt mit der frei gewordenen Zeit alles für sich selbst machen können? Sterben werden Sie nicht daran.
Gleich was passiert, gleich wie tief es geht, die Gesetze des Universums und des Lebens spülen Sie dann wieder nach oben wenn Sie die Lernaufgabe annehmen und etwas verändern. Wie lange das dauert, hängt von Ihnen selbst ab. Uns zu weiter zu entwickeln, als Mensch und als Spezies, ist unsere Berufung. Es gibt also keinen wirklichen Grund für Ängste. Fülle und Überfluss sind unser Geburtsrecht und der Grundzustand im Universum.
Mit herzlichen Grüßen, Norbert Paul