Wer bin ich?
Bin ich mein Körper? Wenn ich in meinen Körper spüre bin ich die Wahrnehmende, ich spüre ihn von innen heraus. Oftmals jedoch wissen wir nur, dass unser Körper da ist und aller meistens vergessen wir uns unsere körperliche Anwesenheit vollständig. Wir verlieren uns in Gedanken über Vergangenes und Zukünftiges, mit bewegt von den davon ausgelösten Emotionen.
Wenn wir unsere Augen schließen können wir unseren Körper nicht mehr sehen, aber wir können ihn spüren, diese lebendige Kraft unserer Anwesenheit fühlend wahrnehmen.
Dazu schlage ich Dir ein erstes Experiment vor:
Schließe Deine Augen an einem Ort, wo du nicht gestört wirst und eine gewisse Zeit in Ruhe sein kannst. Und dann spüre Deine Hand und höre auf zu wissen, dass Deine Hand da ist, sondern nehme einfach die Energie wahr. Und wenn Dir das einige Minuten gelingt, weite diese spürende Wahrnehmung aus auf die andere Hand - beider Hände ganz gewahr und vielleicht gibt es dort auch einen Unterschied wahrzunehmen. Und dann weite Deine Wahrnehmung wieder aus über den ganzen Arm und dann über beide Arme. Wenn es Dir schwer fällt, aufmerksam bei Deiner Körperwahrnehmung zu bleiben, achte wieder auf einen kleineren Körperteil. Kehre wieder zur Hand oder den Händen zurück. Und wenn es Dir gelingt, dehne Deine Wahrnehmung nach und nach über Dein ganzes Körperfeld aus. Sei ganz da - körperlich, wesenhaft und ohne die Notwendigkeit Deine Körperwahrnehmung wieder zu unterbrechen öffne die Augen. Schaue Dich um, erkunde die Umgebung.
Du kannst diese Übung so oft wiederholen, wie Du möchtest, kannst auch nur mit geschlossenen Augen in einer kurzen Arbeitspause auf diese Weise wieder ganz zu Dir zurückkehren.
Bin ich mein Köper? Was geschieht, wenn unserem Körper ein Teil entnommen wird z. B. durch eine Blindarmentzündung. Bin ich dann weniger ich? Oder, wenn ich etwas hinzubekomme, was eher selten der Fall ist, aber z.B. bei einer Transplantation - bin ich dann mehr ich? Oder ein anderes ich? Oder weniger ich durch den vorherigen Verlust und dann vermischt mit einem anderen ich? Oder bleibt der oder die Wahrnehmende unberührt?
In meiner Jugend hatte ich ein für damals komisches Erlebnis. Ich hatte den Eindruck mit 16 oder 17 Jahren schon sehr viel älter geworden zu sein, als in meiner Kindheit. Was auch stimmt. Meine Lebensvorstellungen, meine Freunde - alles hatte sich verändert. Aber tief in mir hatte ich das Gefühl das eigentliche ich ist immer gleich. Und das fand ich sehr überraschend. Als wäre jede Entwicklung, jedes Lernen, jeder Wachstumsschritt den meine Person in den Jahren gemacht hat unerheblich für mein eigentliches ich, als das ich mich in diesem Augenblick erkannt habe.
Erst viele Jahre später erinnerte ich mich wieder an diesen Augenblick und war tief berührt von dieser Erkenntnis, die ich kaum in Worte fassen konnte. ICH bin zeitlos, bin unberührbar und unveränderlich.
Aber wer oder was ist dann dieses kleine ich? Wer bin ich? Diese ich, mit dem ich im Alltag identifiziert bin. Meine Gedanken, meine Gefühle, mein Körper?
Es scheint, als wäre ich das alles nicht. Als wäre alles ein Konstrukt, das sich durch die Erziehung und Sozialisation über mein wahres Wesen gelegt hat. Und ich mich als kleines Kind mehr und mehr damit identifiziert habe.
Ich kam nicht als dieses ich auf die Welt. Ich kam nicht mit einem Namen auf die Welt. Ich wahr einfach. Du warst einfach. Und die Identifikation, die Anhaftung und damit auch die Ausgrenzung hat im Laufe unseres Älterwerdens immer mehr Festigkeit bekommen. Und durch diese Anhaftung entstand auch mehr und mehr der Eindruck in uns, dass wir verantwortlich sind für unsere Fähigkeiten und oder deren Fehlen. Als wäre es der Verdienst oder das Versagen des kleinen ichs, dass wir z.B. eine bestimmte Begabung oder einen bestimmten Wesenszug haben oder nicht.
Wir haben aus all dem Erlebten nicht nur unser kleines ich gefestigt, sondern dazu noch ein Vorstellung wer wir sein sollten. Es ist schon sehr absurd. Ein künstliches Konstrukt ist infiziert von einer Vorstellung, wie dieses Konstrukt sein sollte!
Als hätten wir tatsächlich eine Wahl zu entscheiden ob wir traurig oder wütend auf eine Begebenheit reagieren wollen.
Wer bin ich? Meine Gedanken, meine Emotionen, mein Köper?
Wenn ich das alles nicht bin, wer ist dann dieses ICH?
Alles was ich beobachten kann bin ICH nicht . Bin ich also die Wahrnehmende die beobachtet?
Fortsetzung folgt...
Ich freue mich auf Dich!