Um überhaupt dahin zu kommen, daß wir nicht in alter konditionierter Weise auf eigentlich stets neue Situationen reagieren, müssen wir uns unserer Grenzen wie auch unserer abgelehnten Anteile wieder bewußt werden. Also heil werden.
Wir alle wünschen uns Heilung wenn wir an etwas leiden, wenn uns etwas fehlt.
So unterschiedlich die Vorstellung des Einzelnen ist, was heilt und auch, was heil sein bedeutet, diese heilige Sehnsucht teilen wir im Leiden und im Mangel miteinander.
Wenn wir voraussetzen - als Basis gemeinsamen Verständnisses, daß Heil sein Ganz sein auf allen Ebenen und in allen Lebensbereichen bedeutet, können wir uns nun schrittweise damit auseinander setzen, wie Ganzwerdung gelingen kann.
Wenden wir uns mit unseren Symptomen, gleichgültig ob körperliche, psychische, verstandesmäßige oder spirituelle an einen jeweiligen Fachmann, erfahren wir zwar im Idealfall eine Linderung oder Beseitigung der Symptome, doch die Frage ist, ob dadurch gleichzeitig auch das entsteht, was Heilsein auf allen Ebenen bedeutet. Oftmals ist das Wissen der Fachwelt zwar eindeutig beeindruckend und auch punktuell wirksam, aber meist ermangelt es einem holistischem, ganzheitlichem Ansatz.
So wird eine Erkrankung z.B. dem Mangel oder Überschuß eines bestimmten Hormons zugeschrieben (was auf der rein physischen Ebene auch stimmt) und ein Medikament soll und kann dieses Symptom regulieren. Welche Bedeutung und Botschaft dieses Symptom jedoch zum Ausdruck bringt, erfahren wir nicht.
In gleicher Weise kann es uns widerfahren, daß wir einen Psychotherapeuten aufsuchen, um Rat und Hilfe für unsere Angst zu bekommen. Vielleicht erhalten wir auch ein Medikament, das unsere Angstzustände lindert, oder wir erfahren, daß diese Angstzustände in unserer frühesten Kindheit anzusiedeln sind und lernen die persönliche Geschichte neu zu bewerten. So hilfreich auch das ist - wir erfahren nicht, welche Bedeutung und Botschaft auf anderen Ebenen dieses Symptom zum Ausdruck bringt.
Und jetzt stellen wir uns vor, in einer Lebenskrise wenden wir uns z. B. an ein Medium. Dort channelt man uns, daß alte karimsche Verstrickungen noch heute wirksam sind und wir sie auflösen müssen und noch manches mehr. Frage und Hand auf `s Herz, so spannend und wichtig das auch klingt - weißt Du, wie Du diese Verstrickung lösen kannst? Ich vermute mal, daß es nicht jeder weiß. Also machen wir uns auf den Weg zu einer Geistheilerin. Diese schickt uns nun heilende Energie von Engeln, alten Völkern oder ähnlichem. Trunken und beseelt verlassen wir die Sitzung. Sind wir nun wirklich in der Lage diese Energie so in unseren Alltag zu integrieren, daß die Lebenskrise Auswege finden kann?
Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich spreche mich nicht gegen medizinische, psychologische oder Energiebehandlungen aus. Im Gegenteil, ich selbst verdanke mein Überleben und die Qualität meines Lebens der Medizin, und auch der Fähigkeit verschiedener Psychotherapeuten, wie auch Heilern. Vielmehr ist es mein Anliegen, unsere Seinsebenen miteinander zu verbinden, wie auch die verschiedenen Methoden und Möglichkeiten für die jeweiligen Ebenen.
Wir werden nicht heiler, wenn wir bestimmte Ebenen ausgrenzen. Als Materialist die spirituelle Ebene, als Esoteriker die körperliche usw. Leider ist dieses Phänomen oft zu beobachten. A ist gegen B oder verneint seine Existenz. B spricht sich gegen A aus, weil diese Ebene profan ist und “schon überwunden” geglaubt. Ich stelle mal eine wage These auf: Solange wir in unserem Körper über diese Erde wandeln sind wir zutiefst wesenhaft, leiblich - ganz offensichtlich. So verkörpert haben wir jedoch trotzdem Verbindungen zu feiner schwingenden Ebenen. Wenn wir diese mehr und mehr mit für wahr nehmen, werden wir durch diesen Prozeß ganz Mensch, ganz, heil. Denn letztlich sind all diese feiner schwingenden Ebenen wir selbst, ganz genauso wie unser leibhaftiges Dasein.
Wenn wir nicht nur die Freiheit von einem Symptom anstreben, sondern Ganzwerdung, und wenn wir nicht nur fachübergreifende Behandlung wünschen, sondern unser eigenes Verständnis ganzheitlich werden lassen wollen, müssen wir unseren Blick erweitern und unser Verständnis für größere Zusammenhänge öffnen.
Solange wir uns selbst zerteilen in Körper, Psyche, Verstand, vielleicht noch Seele und Geist, solange sind wir nicht heil - nicht ganz. Erst wenn wir selbst beginnen uns der zusammenhängenden Erfahrung all dieser Seinsebenen zu öffnen kann Heilung gelingen.
Hierzu möchte ich ein kleines Experiment vorschlagen:
Schließe Deine Augen, atme ein paar mal ruhig und tief ein und aus, komme ganz bei Dir an, nimm Dir die Zeit Deinen Körper vom Kopf bis zu den Füßen wahrzunehmen. Achte auch auf unterschiedliche Empfindungen in Deinem Körper, vielleicht ist eine schwere in Deinem Kopf, in Deiner Leibmitte jedoch eine Leichtigkeit oder ein Kribbeln …, was für Emotionen sind jetzt in Dir? Welche Gedanken, Vorstellungen oder Bilder gehen Dir durch den Sinn?
Nun erinnere Dich an eine Situation in der Du Angst verspürtest. Nimm bewußt die Reaktion Deines Körpers wahr. Gibt es Bereiche, die nun angespannter sind als zuvor? Was geschieht mit Deiner Atmung? Welche Gedanken, Vorstellungen oder Bilder hast Du? Welche Gefühle kannst Du ausmachen?
Öffne Deine Augen und mache Dir ein paar Notizen über Deine Erfahrung.
Schließe nun erneut Deine Augen, atme ein paar mal ruhig und tief ein und aus, komme ganz bei Dir an, nimm dir die Zeit Deinen Körper vom Kopf bis zu den Füßen wahrzunehmen. Achte auch auf unterschiedliche Empfindungen in Deinem Körper. was für Emotionen sind jetzt in Dir? Welche Gedanken, Vorstellungen oder Bilder gehen Dir durch den Sinn?
Nun erinnere Dich an eine Situation in der Du Freude verspürtest. Nimm bewußt die Reaktion Deines Körpers wahr. Gibt es Bereiche, die nun entspannter oder weiter sind als zuvor? Was geschieht mit Deiner Atmung? Welche Gedanken, Vorstellungen oder Bilder hast Du? Welche Gefühle kannst Du ausmachen?
Öffne Deine Augen und mache Dir auch hierzu ein paar Notizen über Deine Erfahrung.
Ich gehe nun davon aus, daß Du erlebt hast, daß Körper, Emotionen und Gedanken miteinander korrespondieren. Du kannst keine Angst verspüren, wenn Du entspannt bist, wie Du auch keine Freude fühlen kannst, wenn Du Dich mit belastenden Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen und Bildern beschäftigst.
Daß z.B. depressive Verstimmungen etwas mit unserer Lebensumwelt zu tun haben können, mit einem nicht überwundenen Verlust oder einem Mangel an Lebenssinn, ist heut zu Tage schon fast Allgemeinwissen. In gleicher Weise, daß eine depressive Verstimmung auch physische Symptome mit hervorbringt und sich auch in der Gedankenwelt des Betroffenen niederschlägt. Hier scheint es uns inzwischen leicht zu fallen diese Verbindung als normal anzunehmen.
Nicht so leicht fällt uns dies jedoch, wenn wir eine Blinddarmentzündung haben. Oder hast Du Dir bei einem “typisch” körperlichem Symptom schon einmal die Frage gestellt - welche Gedanken, Vorstellungen und Bilder hängen mit dieser Erkrankung zusammen? Welche Emotionen tauchen dadurch in mir auf und wollen für wahr genommen werden? Welches psychische Thema möchte hier auf sich aufmerksam machen? Oder was aus der geistigen Welt möchte sich hier durch mich aufträumen?
Spannender weise reden wir mit uns selbst, mit unseren Nächsten oder mit unserem
Chef ununterbrochen in Form eines inneren Dialoges. Dies scheint uns auch in keiner Weise zu befremden. Doch wenn ich Dir nun Vorschlage jetzt einmal ein Gespräch mit Deiner keuchenden Lunge, Deiner schmerzenden Hüfte oder Deinem aus dem Rhythmus geratenem Herzen zu führen, wäre dies für Dich wahrscheinlich etwas ganz anderes.
Aber ich schlage Dir nun genau dies vor und vielleicht kannst Du diese Übung zusammen mit Deinem Partner oder einem Freund machen:
Schließe Deine Augen, atme ein paar mal ruhig und tief ein und aus, komme ganz bei Dir an, nimm Dir die Zeit Deinen Körper vom Kopf bis zu den Füßen wahrzunehmen. Achte auch auf unterschiedliche Empfindungen in Deinem Körper, was für Emotionen sind jetzt in Dir? Welche Gedanken, Vorstellungen oder Bilder gehen Dir durch den Sinn?
Nun lenke Deine Aufmerksamkeit auf Dein Symptom. Beschreibe den Schmerz oder das Unwohlsein so genau wie möglich, so daß eine andere Person dieses Körpergefühl fast nach empfinden könnte. Erkunde nun die Beschaffenheit des Symptoms: Welche Form hat es, rund, eckig, länglich, oder ein komplexerer Körper wie ein bestimmtes Tier oder ein anderes Wesen? Wie ist seine Oberfläche, rauh, glatt, löchrig…? Aus welchem Material ist es, wie Teer, Gummi, Schaumstoff oder hat es ein Fell oder Haut…? Welche Farbe hat es? Ist es matt oder glänzend? Welche anderen Gefühle, Bilder, Erinnerungen oder Vorstellungen tauchen während dessen bei Dir auf? Was geschieht mit Deiner Atmung, Deinem Körper?
Dann gehe einen Schritt weiter: Stelle dieser Gestalt Fragen. Z.B. wofür bist du da? Auf was willst du mich hinweisen? Welche Botschaft hast du für mich? Wovor schützt du mich? Was brauchst du von mir? Oder, was immer Dir auf dem Herzen liegt.
Jetzt erlaube Dir - und es mag sein, daß Dich das am Anfang etwas Überwindung kostet, Dich ganz mit der Gestalt zu identifizieren. Werde dieses Wesen oder jener Körper, rund, eckig, glatt oder glibberig, grau oder bunt, aus Watte oder Beton. Fühle Dich so gut es Dir möglich ist ein. Erfahre Dich als diese Identität. Wie fühlst Du Dich in diesem Körper, welche Emotionen sind da, wie nimmst Du die Umgebung wahr. Dann antworte der Person auf ihre Fragen. Teile mit, was Du brauchst, worauf Du hinweisen willst, wovor schützen ect.
Dann wechsele wieder Deine Gestalt. Werde wieder ganz Du selbst. Wie verändern die Antworten Deine Körperwahrnehmung, Deine Emotionen, Gedanken und Bilder, und auch die Einstellung zu Deiner Symptomgestalt?
Führe diesen Dialog solange fort und wechsele dabei jeweils die Gestalt, bis Du die Botschaft Deiner Symptomgestalt verstanden hast, vielleicht sogar, bis Du mit dieser Freundschaft geschlossen hast.
Mache Dir ein paar Notizen zu diesem Dialog und Deiner Erfahrung.
Sollte es Dir diesmal noch schwer gefallen sein, Dich ganz mit Deiner Symptomgestalt zu identifizieren, probiere es einfach immer wieder einmal aus. Vielleicht mit einem Symptom, daß Dir nicht ganz so viel Angst macht, oder das Du nicht so sehr ablehnst.
Fortsetzung folgt...
Ich freue mich auf Dich!