Negative Glaubenssätze: Erkennen und Auflösen.
von Oliver Steimel -
Karma im Gepäck.
Jeder Mensch hat auf seinem Lebensweg charakteristische Glaubenssätze im Gepäck. Innere Programme, gespeist durch das eigene Karma. Kommen wir auf die Welt, erschaffen wir nach diesem karmischen Muster Situationen, die uns beständig mit den Themen konfrontieren, welche wir noch nicht gelöst haben. Störungen auf der körperlichen, geistigen oder emotionalen Ebene zeigen an, dass wir auf diesem Weg stagnieren, sei es in Form von Stress oder einer somatischen Erkrankung. Derartige Störungen basieren auf negativen Glaubenssätzen und entsprechenden Verhaltensmustern. Es handelt sich dabei keinesfalls um eine moralische Kategorie und mit negativ sind auch nicht Emotionen wie Ärger oder Aggressionen gemeint, die wir gerade auf dem spirituellen Weg gerne als unreif verdammen.
Sie sind insofern negativ, als dass sie den grundlegenden, geistigen Gesetzen zuwider laufen, welche die Schöpfung ordnend durchziehen, und uns dadurch in unserer Entwicklung hemmen. Selbstverständlich hat der Mensch einen freien Willen. Hierin liegt sein großes Potential zur Entfaltung. Dieser freie Wille ist jedoch eingebettet in die geistigen Gesetze und hat jeweils ganz konkrete Konsequenzen. So weist uns der Buddhismus darauf hin, dass wir wiedergeboren werden, uns aber auch vom Rad der Wiedergeburt befreien können. Die Bibel lehrt, dass jede Handlung entsprechende Wirkungen als Resonanz zur Folge hat, denn „wer Wind sät, wird Sturm ernten“. Selbst unsere Naturwissenschaften erklären, dass es eine Beständigkeit hinter der Materie gibt, dass alles aus Energie besteht und nichts verloren geht, sondern lediglich seine Form verändert. Religion und Mystik schließlich sehen den Menschen als Geschöpf Gottes, als Wesen, das aus einer kosmischen Einheit und Harmonie nicht nur hervor gegangen ist, sondern auch dorthin zurückkehren wird und im Grunde nie davon getrennt war. Insofern muss auch alles, was nicht mit dieser Harmonie übereinstimmt, zu einem energetischen Ungleichgewicht führen.
Mangel oder Liebe
Gerade vor dem Hintergrund dieser kosmischen Ordnungsprinzipien wird deutlich, wie stark die Auswirkungen unseres freien Willens in Form von Gedanken, Gefühlen, Entscheidungen und Verhalten zwangsläufig sein müssen. Die Liebe ist das göttliche Prinzip. Die Schöpfung entstand aus einem Überfluss an unerschöpflicher Liebe. Alles, was existiert, ist Teil dieser Liebe und alles wird geliebt. Also auch jede und jeder von uns. Der Schöpfung immanent ist diese allumfassende Liebe ebenso wie die pure Freude am Schaffensprozess, unendliche Kreativität. Und das ohne jede Bewertung, denn „Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut“. Er sagte nicht, dass einige Geschöpfe besser seien oder mehr verdient hätten, gar mehr geliebt würden. Dennoch haben Glaubenssätze häufig mit Mangel zu tun. Wir glauben nicht daran, alles Glück auf dieser Welt zu verdienen, ganz im Gegenteil. Wir betrachten das Leben als Kampf, in dem Ressourcen knapp sind. Dahinter verbirgt sich der Glaube, dass nicht genug für alle da ist. Damit bewegen wir uns außerhalb der göttlichen Harmonie, die Liebe und Überfluss für die gesamte Schöpfung bereithält. Wir entscheiden uns freiwillig für die Erfahrung der Getrenntheit. Wir bilden uns ein, es nicht verdient zu haben, geliebt zu werden und den göttlichen Überfluss zu genießen. Dieses Gefühl der Minderwertigkeit ist tatsächlich eingebildet, denn ein geistiges Gesetz, nach dem wir uns die Liebe Gottes verdienen müssten, existiert nicht. Wir werden bereits und immer vorbehaltlos geliebt. Es ist jedoch eine häufig machtvolle Hypnose, die wir uns durch selbst gewählte, traumatische Lebenssituationen suggerieren. Die Personen und Ereignisse, denen wir dabei begegnen, symbolisieren lediglich unsere eigene seelische und geistige Verfassung. Der erzeugte psychische Schmerz oder körperlich manifestierte Krankheiten weisen nachdrücklich darauf hin, dass etwas nicht stimmt und aus dem Lot geraten ist, können uns aber auf der anderen Seite erheblich motivieren, uns wirklich und ernsthaft mit den zugrunde liegenden Mustern zu befassen.
Lebensglück als Geburtsrecht
Geldprobleme, unfreiwillige Einsamkeit oder ständiger Zeitdruck sind nur einige Beispiele unseres Alltages, die einen Ausdruck negativer Glaubensmuster darstellen. Obwohl sich vom alten Volksglauben bis in unsere technisierte Zeit ein Wissen darüber gehalten hat, dass hinter der materiellen Welt spirituelle Gesetze wirken, sehen wir in unserer Gesellschaft etwas ganz anderes. Dort scheint das Mangelbewusstsein vital wie eh und je. Wir haben zu wenige Arbeitsplätze, für Sozialausgaben haben wir schon lange nicht mehr genug zur Verfügung und das Geld ist sowieso immer weniger wert. Keiner kümmert sich mehr um den anderen, und der passende Partner wird in diesem Leben wohl auch nicht mehr auftauchen. Wer Erfolg im Leben will, muss hart arbeiten, und heutzutage… Die Reihe lässt sich fortsetzen. Diese Sätze aber als unberechtigtes Jammern abzutun, trifft auch nicht den Kern. Diesen Sätzen liegen Glaubenssätze zugrunde, die eine lange Geschichte haben und uns umso mehr leiden lassen, als dass sie uns von unserem Geburtsrecht fernhalten. Denn ein glückliches Leben zu führen, ist nichts anderes als unser göttliches Geburtsrecht.
Negative Glaubenssätze erkennen und auflösen
So kann ich mir als Ausgangspunkt die Aufgabe stellen, zu schauen, welcher persönliche Glaubenssatz diesem Lebensglück im Wege steht. Ich betrachte die typisch wieder kehrenden Themen und Konflikte. Von dort kann ich auf das zugrunde liegende Glaubensmuster schließen. Dabei handelt es sich um eine allgemeine Annahme dessen, wie das Leben angeblich immer abläuft, z.B. in Bezug auf Geld, Beruf oder Partnerschaft: „Ich werde nie genug Geld haben“, „Wer Karriere machen will, muss sich anpassen“, „Man kann keinem Mann trauen“ usw. Die mögliche Ursprungssituation dazu liegt eventuell in der eigenen Kindheit und dient als Erklärung für die Entstehung des negativen Glaubenssatzes. Es bietet sich an, darüber zu reflektieren, wofür dieser Glaube früher gut war. Er hatte eine wesentliche Funktion, die ich zum Weiterleben dringend brauchte. Anschließend gehe ich wieder in die Gegenwart. Gibt es eigentlich in meinem heutigen Leben auch Ausnahmen? Situationen, die mir zeigen, dass mein negativer Glaube gar nicht immer zutrifft? Komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass ich mein altes Muster zwar früher schon, aber jetzt nicht mehr brauche, da es nicht mehr notwendig und dienlich ist, bin ich bereit, es zu verabschieden. Den Glaubenssatz nicht nur zu identifizieren, sondern tatsächlich auch aufzulösen, braucht etwas Zeit und Einsatz. Ich kann mich bei diesem Prozess unterstützen, indem ich alternativ einen positiven Glaubenssatz in mein System hineinlasse, statt „Ich werde nie genug Geld haben“ z.B. „Ich kriege alles, was ich brauche“. Eine derartige Formel verstärkt sich enorm im entspannten Alphazustand und wird dann mehrmals hinter einander im Stillen gesprochen. Bereits hier kann sich bei täglicher Übung die wohltuende Wirkung zeigen, die anschließend in den Alltag mitgenommen wird. Dort kann dann überprüft werden, ob sich das negative Glaubensmuster schon aufgelöst hat oder noch weiterer Aufmerksamkeit bedarf.