In den Schuhen des anderen gehen.
Angela Metzlaff beantwortet Fragen von Lesern
Heute: In den Schuhen des anderen gehen.
Diese Frage erreichte mich in der letzten Woche von einer interessierten Leserin:
"Wie kann man die Energien/ Gefühle anderer Menschen wahrnehmen und dieses lernen?"
Nur wer sich selber in seiner Gesamtheit wahrnimmt und fühlt, bekommt auch einen guten Zugang zu den Gefühlen eines anderen Menschen. Eine etwas plakative Antwort, die der Wahrheit jedoch sehr nahe kommt.
Denn um die Gefühle eines anderen Menschen wahrnehmen zu können muss ich mir selbst die Erlaubnis geben, für einen Moment, in den Schuhen des anderen zu laufen.
Was ich genau damit meine, beschreiben die 3 Wahrnehmungspostionen im NLP, die von John Grinder und Judith DeLozier entwickelt wurden.
Die Perspektive, von der aus wir eine bestimmte Person wahrnehmen, ist sehr wesentlich für unsere Interpretation der Wahrnehmung des anderen.
Die Wahrnehmungsposition, die wir in einer bestimmten Situation einnehmen, bestimmt unter anderem auch die Tiefe unserer eigenen Gefühle. Die erste Wahrnehmungsposition ist die Position, auf der wir uns selbst befinden.
Aus dieser Position nehmen wir die Welt ausschließlich aus unserem eigenen Blickwinkel wahr. Verbunden mit unseren Gefühlen und Gedanken. Wir sind ganz mit uns selbst verbunden, ohne jemand anderen in der Situation zu betrachten oder besser ... wir sind assoziiert.
In der zweiten Position gehen wir in Rapport mit der anderen Person. Das bedeutet, wir gehen mit ihm in eine energetische Verbindung und nehmen ihn mit allen Sinnen wahr.
Wir erlauben uns in die Welt des anderen einzutauchen und nehmen nicht nur seine äußeren Prozesse, wie Körperhaltung etc. wahr, sondern vor allem auch die inneren Prozesse. Wir beginnen die Welt durch seine Augen zu sehen, beginnen seine Gefühle zu fühlen etc.
Es ist sehr spannend, dass, wenn wir zum Beispiel ganz bewusst beginnen die Körperhaltung unseres Gegenübers einzunehmen und in seine Physiologie quasi "eintauchen", wir beginnen auch seine Gedanken zu denken und zu fühlen, wie er fühlt - zumindest bekommen wir ein sehr klares Verständnis davon, welche Emotionen im anderen gerade präsent sind.
Ohne einen guten Rapport wird es uns nicht gelingen die zweite Position zu erreichen.
Die dritte Position, die für unsere Frage nicht wirklich relevant ist, ist zu vergleichen mit der Position des neutralen Beobachters. Diese Position ermöglicht uns eine objektive Betrachtungsweise.
Für meine Fragestellerin ist im Moment die zweite Position von großer Bedeutung. Denn sie möchte ja wissen, was sie tun kann, damit sie die Energie anderer Menschen besser fühlen lernt.
In meinen Seminaren gibt es dazu eine Eröffnungsübung, in der sich die Teilnehmer ganz achtsam von Herz zu Herz begegnen.
Diese Übung heißt: Ich achte mich und ich achte Dich! Ich sehe mich und ich sehe Dich! Ich fühle mich und ich fühle Dich!
Den anderen zu fühlen und mit allen Sinnen wahrzunehmen, bedeutet der Empathie Raum zu geben.
Ich freue mich, wenn ich etwas Licht ins Dunkle bringen durfte.
Bis zur nächsten Woche,
SatNam,
Deine/Eure Angela Metzlaff